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Musikhistoriker Eberhard Spree : Was hieß es, Bachs Frau zu sein?

Von Beruf Paar: Franziska Troegner (links) und Ulrich Thein als Anna Magdalena und Johann Sebastian Bach in dem Fernsehfilm von Lothar Bellag 1984. Bild: ddp Images

Neue Forschungen zeigen, wie Anna Magdalena Bach, die zweite Ehefrau des Komponisten, als Unternehmerin arbeitete: Ein Gespräch über eine Frau mit Vollbeschäftigung und die Frage, ob Bach ein Macho war.

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          Als Anna Magdalena Bach 1760 starb, wurde sie in den Akten verzeichnet als Almosenempfängerin aus der Hainstraße in Leipzig. War sie nach dem Tod ihres Mannes Johann Sebastian Bach eine arme, mittellose Frau?

          Jan Brachmann
          Redakteur im Feuilleton.

          Da müssen wir erstmal klären: Was ist „arm“? Ich las in einem Buch der damaligen Zeit, dass eine Witwe ja ihres Beschirmers beraubt sei und deshalb unter die armseligen und miserablen Personen gezählt werden müsse, ohne Unterschied, welchen Stand und welches Vermögen sie habe. Der Begriff „Armut“ wurde in der damaligen Zeit immer standesbezogen genutzt. Dass Anna Magdalena Bach Unterstützung – Almosen – durch die Stadt Leipzig und die Universität empfing, zeigt zunächst nur, dass sich ihre finanziellen Lebensumstände deutlich verschlechtert hatten und sie aus eigenen Mitteln nicht ihren standesgemäßen Lebensstil aufrechterhalten konnte. So erhielt zum Beispiel auch eine Kaufmannswitwe, die Dienstpersonal hatte, Almosen von der Stadt. Dazu sollte man auch wissen, dass die Familie Johann Sebastian Bachs zu seinen Lebzeiten über Einkünfte verfügte, die mindestens das Zehn-, wahrscheinlich sogar Zwanzigfache vom Einkommen eines ausgebildeten Bergmanns betrugen.

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