Davon hätte die deutsche Tanzszene schon vorher viel lernen können: Die europäische Erstaufführung von Yvonne Rainers „Hellzapoppin’: What about the Bees?“ in der Kunsthalle Baden-Baden.
Balzende Schäferinnen, verletzliche Soldaten, verwirrte Ritter, beherrschte Prinzessinnen: An der Oper Frankfurt inszeniert Ted Huffman Georg Friedrich Händels „Orlando“.
Starke Bilder liefert Karsten Wiegands Darmstädter Neuinszenierung von Giuseppe Verdis Oper „La Traviata“. Musikalisch fällt die Aufführung indes uneinheitlich aus.
Was macht man als Zugbegleiter mit Berufsethos, wenn an einem winterlichen Vorabend nach stundenlanger Wartezeit eine ausgehungerte Fahrgastschar in die Waggons stürmt, aber kein Personal fürs Restaurant verfügbar ist? Man träumt.
Noch unentdeckte Brocken sind das eigentliche Problem: Der Asteroid „2023 BU“ war auf Kollisionskurs mit der Erde, passiert ist nichts, auch zur Freude der Kelten.
Künstliche Intelligenz kann kenntnisreiche Texte über Hegels Logik schreiben. Trotzdem würden wir uns nicht mit einem Algorithmus zum Cappuccino verabreden. Worin genau unterscheiden sich Apparatur und Mensch?
Edward Bergers Kriegsfilm „Im Westen nichts Neues“ nach dem Roman von Erich Maria Remarque ist für neun Oscars nominiert. Zu viel der Ehre für den deutschen Regisseur?
Für die Mafia bedeutete „Der Pate“ enormen Imagegewinn. Nahm auch der verhaftete Cosa-Nostra-Boss Denaro Anleihen aus der Welt des Films? Zwei Gemälde, in seinem Versteck gefunden, weisen in unterschiedliche Richtungen.
Mit einer Viertelmillion Euro ist der Ernst von Siemens-Musikpreis einer der weltweit höchstdotierten Preise für Musik. In diesem Jahr geht er an den englischen Komponisten Sir George Benjamin.
Hochgeschwindigkeits-Mikado mit Rasierklingen: Guy Clemens inszeniert am Schauspielhaus Bochum Edward Albees Geschlechterkriegs-Klassiker „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“.
Als Schauspieler, Sänger, Akkordeonspieler, Pianist und Moderator hat Ulrich Tukur viel zu tun im neuen „Kiezpalast“ mit dem hr-Sinfonieorchester in der Frankfurter Alten Oper: Es geht um die Vermittlung klassischer Musik.
Lange erwartetes Comeback: An den Münchner Kammerspielen feiern Gerhard Polt und die Well Brüder „A scheene Leich“, eine Komödie über unseren Umgang mit dem Tod.
Spätkapitalistisches Erzähltheater: Ivo van Hove adaptiert am Internationaal Theater Amsterdam einen Roman über Pädophilie und präsentiert dabei die Statussymbole eines internationalistischen Regiestils.
Meditation über Nähe und Distanz: Leonie Böhm verwandelt Tschechows „Drei Schwestern“ am Schauspielhaus Zürich in einen Männermonolog und fördert Erstaunliches über die Einsamkeit im digitalen Raum zutage.
Jonathan Nott und Michael Thalheimer bringen in Genf „Parsifal“ von Richard Wagner auf die Bühne. Musikalisch ist der Eindruck stark, szenisch auch: Aus der Schuld gibt es keine Erlösung.
Mythisch, gewaltig, umstritten: Milo Rau wird von Juli 2023 an als Intendant die Leitung der Wiener Festwochen verantworten. Er kündigt an, sich dort für ein vielstimmiges, kämpferisches Welttheater einzusetzen.
Chaotische Verhältnisse herrschen in „Ruhe! Wir drehen!“ nach der Vorlage von Dieter Hallervorden. An der Komödie Frankfurt wird der Klamauk nun aufgeführt.
Wer schläft, schont das Klima? „Der lange Schlaf“, ein Stück des irisch-australischen Dramatikers Finegan Kruckemeyer, erlebt seine deutschsprachige Erstaufführung in Hamburg.
Die Wurzel des Übels ist das autoritäre, patriarchalische Gefüge: Peter Konwitschny streicht Verdis „Macht des Schicksals“ auf das Nötigste zusammen. Das Ergebnis ist ein beklemmender Theaterabend in Linz.
Die Auswahl des Theatertreffens 2023 steht fest. Überraschend sind vor allem die vielen Mehrfacheinladungen. Der Fokus verengt sich auf die großen Städte.
Sie brauchen nur zwei Flügel und sich: Die Jazzpianisten Michael Wollny und Joachim Kühn sorgen in der Alten Oper für eine Sternstunde der Klaviermusik.
In der Katastrophe leben: Das Revolutionsdrama „Hinauf zu den Sternen“ von Leonid Andrejew kommt als deutsche Erstaufführung am Theater Freiburg heraus. Ein Schneesturm beschwört darin das politische Unwetter.
Camilla Nylund debütiert in Hamburg herzbewegend in Schostakowitschs „Lady Macbeth von Mzensk“. Auch Kent Nagano führt das Orchester zu einer Glanzleistung. Nur die Regie weicht den Fragen des Stücks aus.
Boris Charmatz, der Leiter des Tanztheaters von Pina Bausch in Wuppertal, startet seine Direktion mit „Common Grounds“, „Cafe Müller“ und „Le Sacre“. Der dreiteilige Abend hinterlässt einen zwiespälitgen Eindruck.
Einen denkwürdigen musikalischen Abend bot das Quartett Haratago mit baskischer Musik in der Alten Oper und verzauberte mit Banjo, Leier, Klarinette und Gesang.
Poesie des Taumels: Vito Žuraj und Händl Klaus haben aus Thomas Manns Erzählung „Die Betrogene“ die Kammeroper „Blühen“ gemacht. Brigitte Fassbaender setzt die Uraufführung in Frankfurt ebenso mutig wie diskret in Szene.
Groteske Polaroid-Sammlung des Austrofaschismus: Lucia Bihler inszeniert Maria Lazars „Die Eingeborenen von Maria Blut“ am Wiener Akademietheater als grelle Fascho-Revue.
Ob am Théâtre du Châtelet, an der Pariser Nationaloper oder in Aix-en-Provence: Stéphane Lissner hat als Intendant immer für Glanz, Überraschung und Erneuerung gesorgt. Heute wird er siebzig Jahre alt.
Der Wiesbadener Intendant Laufenberg hat die Opernsängerin Netrebko für die Internationalen Maifestspielen engagiert. Die Stadt und das Land sind dagegen.
Ansichten und Ideologien : Wie woke wäre Brecht heute?
Ein Kommentar von
Hubert Spiegel
Zustände in Zügen : Klagegesang eines Schaffners
Ein Kommentar von
Andreas Platthaus
Asteroid „2023 BU“ : Himmel!
Ein Kommentar von
Ulf von Rauchhaupt
Künstliche Intelligenz : Turing-Test
Ein Kommentar von
Jürgen Kaube
Bundeswehr auf Grüner Woche : Kampfpanzer an die Heimatfront!
Ein Kommentar von
Joachim Müller-Jung
„Im Westen nichts Neues“ : Großes Kino sieht anders aus
Ein Kommentar von
Andreas Kilb
Verhafteter Mafiaboss Denaro : Paten-Joker
Ein Kommentar von
Karen Krüger
1/