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Regionalkrimis boomen : Mord in der Bretagne

  • -Aktualisiert am

Was das Urlauber-Herz begehrt: Erst ein bisschen Sonne tanken an der Pointe de Penhir – und danach zum Shoppen. Bild: mauritius images

Von Ostwestfalen bis zur Adria: Regionale Krimis boomen. Besonders Jean-Luc Bannalec ist mit seiner Reihe um Kommissar Dupin erfolgreich. Was steckt hinter dem Bestseller-Konzept?

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          Wann ist ein Autor wirklich erfolgreich? Wenn er es schafft, sich und sein Werk als dauerhaft nachgefragte Marke zu etablieren? Jean-Luc Bannalec jedenfalls ist das gelungen. Er schreibt Krimis, die in der Bretagne spielen und sich zu einem erheblichen Teil touristisch relevanten Aspekten wie dem Essen und der Landschaft widmen. Gerade ist mit „Bretonische Geheimnisse“ der siebte Band der Reihe um Kommissar Georges Dupin erschienen. Die Romane sind durchweg Bestseller, sie wurden in mehr als zehn Sprachen übersetzt und für die ARD verfilmt. Außerdem ist vor zwei Jahren ein „Bretonisches Kochbuch“ mit den Lieblingsrezepten des Ermittlers erschienen. All das hat dazu geführt, dass der Tourismusverband der Bretagne aufgrund steigender Nachfrage eine Karte mit allen wichtigen Orten aus den Dupin-Romanen anbietet: Literatur als Reiseführer.

          Kai Spanke
          Redakteur im Feuilleton.

          Jean-Luc Bannalecs Bücher stehen in der Tradition der Regionalkrimis, die in Deutschland Mitte der achtziger Jahre aufkamen. Sie kreisen um lokale Verwicklungen und bedienen lustvoll Stereotype. Den Boden dafür hat schon die regional eingefärbte Nachkriegsliteratur von Heinrich Böll über Günter Grass bis Siegfried Lenz bereitet. Dass die Deutschen Verbrechensaufklärung mit Lokalkolorit lieben, belegt im Fernsehen seit Jahrzehnten der sonntägliche „Tatort“, der dank der föderalen Rundfunkstruktur von wechselnden Sendern produziert wird, in verschiedenen Städten spielt und der jungen Streamingkonkurrenz zum Trotz zuverlässig hohe Millionenquoten einfährt. In seinem Kielwasser schwimmt inzwischen eine Unzahl von Regionalkrimi-Reihen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, die noch in den entlegensten Gegenden zwischen Alpen und Nordsee Mord und Totschlag inszenieren. Und in der Unterhaltungsliteratur haben sich mittlerweile ganze Verlagshäuser dem Mord in der Provinz verschrieben: Der Kölner Emons Verlag etwa deklariert sich und sein Programm als „weltweit regional“. Vom Adria-Krimi über den Ostwestfalen-Krimi bis zum Wienerwald-Krimi kann man sich in fiktiven Kapitalverbrechen quer durch Deutschland, Italien, Österreich und die Schweiz schmökern.

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