Als Gretchens Vorbild starb
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Heute sieht die Hauptwache anders aus als zu Zeiten der Hinrichtung von Susanna Margaretha Brandt. Sie gilt als Vorbild für Goethes Gretchen. Bild: dpa
Vor 250 Jahren wurde die Kindsmörderin Susanna Margaretha Brandt in Frankfurt am Main hingerichtet. Sie gilt als Vorbild für das Gretchen in Goethes „Faust“, der auch nach der Verantwortung der Männer bei ungewollten Kindern fragt.
So früh am Morgen des 14. Januars liegt die Stadt noch im Dunkeln. Die Sonne wird erst nach acht Uhr aufgehen. Aber Frankfurts Bürger sind bereits in Unruhe. Heute ist der Tag der Hinrichtung. Hunderte von Schaulustigen werden auf der Hauptwache erwartet.
Vor dem Katharinenturm, in dem Susanna Margaretha Brandt festgehalten wird, treten um 5 Uhr zwölf Soldaten samt Unteroffizier an, um das Gefängnis zusätzlich zu sichern. Gegen 6 Uhr lässt sich Obristrichter Raab in Begleitung seiner Ordonanzen in einer Stadtkutsche zum Turm fahren. Die Nacht über waren die Pfarrer Willemer und Zeitmann bei Susanna Margaretha Brandt und haben ihr bei Kerzenschein mit Gesprächen und Gebeten geistlichen Beistand geleistet. Als Richter Raab gegen halb sieben zusammen mit dem Henker in die Zelle der Delinquentin tritt, steht er ganz in Schwarz vor ihr, trägt Stiefel mit Sporen und darüber einen roten Mantel mit dem silbernen Stadtwappen auf goldenem Grund.
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