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Romanrezension Virginia Woolf : Wem Menschen lieber sind als Blumenkohl

  • -Aktualisiert am

Wie ihre eigene Romanfigur: Denkmal für Virginia Woolf in deren Wirkungsort Richmond Riverside Bild: Getty

Übersetzern muss bei Gemüse viel einfallen: Virginia Woolfs Roman „Mrs. Dalloway“ in neuer deutscher Fassung von Melanie Walz.

          4 Min.

          Virginia Woolfs Roman „Mrs. Dalloway“ schildert einen einzigen Tag im Juni 1923. Die Wahrnehmungen, Erinnerungen und Reflexionen der einundfünfzigjährigen Titelheldin umfassen jedoch ihr ganzes Leben und weiten sich mit denen der anderen Figuren zu einem Panorama der wohlhabenden Londoner Gesellschaft. Wenig Spektakuläres geschieht, außer dass Clarissas Jugendfreund Peter Walsh nach langen, zermürbenden Jahren in Indien wieder in London eintrifft und am Abend eine Party im Haus der Dalloways stattfindet.

          Der Roman bricht die Welt in Bewusstseinssplitter und ordnet sie neu nach Leitmotiven. Eines der wichtigsten ist das versäumte Leben und Lieben. Die kühle Clarissa hat den Antrag des qualvoll verliebten Peter Walsh vor drei Jahrzehnten zurückgewiesen, um einen aufstrebenden Politiker zu heiraten. Mit dem verschmähten Peter versteht sie sich nun auf Anhieb wieder intuitiv, auch wenn seine berufliche Erfolglosigkeit ihrer Wahl nachträglich recht gibt und er nicht ganz ohne Genugtuung feststellt, dass sie müde und gealtert aussehe. Für Peter wäre sie immer „Clarissa“ geblieben, während sie an der Seite ihres viel beschäftigten Gatten eine respektable, aber fadenscheinige Identität als „Mrs. Ri­chard Dalloway“ gewonnen hat.

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