Die Ströme des Uwe Tellkamp
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Tellkamps Heimatstadt Dresden, wo, wie es in einem neuen 3sat-Porträt des Autors heißt, „in den letzten Jahren vieles intensiver, extremer, auch ruppiger verhandelt wurde als irgendwo sonst im Land“. Bild: ZDF
Seit langem stellt sich Uwe Tellkamp als Opfer eines Meinungsmainstreams dar, der ihn aus der Öffentlichkeit verdrängen will. Jetzt erscheint Tellkamps neuer Roman. Die Lektüre ist so unerträglich wie die Selbststilisierung.
Der Schriftsteller Uwe Tellkamp muss sich eigentlich gerade ziemlich wundern: Er lebt doch nicht in der DDR. Dabei ist er sich so sicher, dass „die Korridore des Sagbaren“, wie er das nennt, enger geworden seien, so ähnlich „wie damals“, nicht nur gesamtgesellschaftlich, sondern gerade auch in Bezug auf ihn selbst. Man lade ihn nicht mehr ein, sondern aus, weil die angeblich linksgrüne Meinungsdiktatur ihn wegcanceln wolle.
Jetzt aber ist er doch eingeladen auf den ganz großen Tellkamp-Flur: In einem Fernsehfilm bei 3sat, der ihn begleitet und in dem er sich – auch wenn er meistens mürrisch und wütend guckt – offenbar gern begleiten lässt, geht Tellkamp am Elbhang in Dresden die Treppe herunter in Richtung Ufer und sagt, dass das Land, in dem er wohne, für ihn „keine funktionierende Demokratie mehr“ sei, wie er sie seit 1990 habe kennenlernen dürfen. Die „letzte wirklich freie Debatte“ in Dresden sei „die Grünbein-Debatte“ gewesen, sagt er, eine Podiumsdiskussion zwischen dem Schriftsteller Durs Grünbein und – natürlich – ihm selbst, in der Uwe Tellkamp im März 2018 behauptet hatte, dass „über 95 Prozent“ der Flüchtlinge nur ins Land gekommen seien, um in die Sozialsysteme einzuwandern. „Danach war’s vorbei.“
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