Lieder von Feuer und Eis
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Die Buchmesse als kollektiv genutzte Bühne für das Paradieren von Masken: Ein Cosplayer präsentiert seine Anverwandlung an eine Fantasy-Figur. Bild: Friedemann Vogel/EPA-EFE/REX
Klopfende Affen an der Seelentür und Butterbrote in der Schmuddelecke: Auf der Frankfurter Buchmesse wird vor lauter Gerede ganz vergessen, wie wichtig es ist, miteinander zu sprechen.
Es pfeift. Und gluckert. Der Meister staunt. Sein Messinstrument sieht aus, als hätte jemand zwei unterschiedliche, alte Vasen zu einer Hantel verbunden. Im Inneren gluckert Wasser von einer in die andere Vase. Der Meister schwenkt sein Instrument rechts und links, von oben nach unten am Körper des Besuchers vorbei. „Das Wasser“, sagt der Meister aus Peru, „kommt aus einer bestimmten Quelle. Es arbeitet mit dem Wasser in deinem Körper, mit der Aura, deinen Energien und Gefühlen.“ Wieder Schwenken, Pfeifen und Gluckern. Der Meister – das Wort „Schamane“ mag er gar nicht, weil sich jeder dahergelaufene Hüttenzauberer so nennt – ist amüsiert, schwenkt, lacht, schüttelt den Kopf, gluckst in sich hinein.

Redakteur im Feuilleton.
Um etwa neun Uhr morgens auf der Frankfurter Buchmesse scheint die Aura des einzigen Besuchers an diesem Stand etwas sehr Komisches an sich zu haben. In der Folge wird einem hier noch eine Münze auf die Stirn gepresst, um den „Magnetismus“ zu stärken, wird man mit einer Krötenflöte und einem Jaguarhorn angeblasen, werden einem zwei Kinder prophezeit und bedeutet, dass man weniger arbeiten und sich dem inneren Affen hingeben solle, wenn er an die Seelentür klopft. Das dazugehörige Buch von Meister Carlos Arana, „Ethnomagie – Ayakuma – Das Enigma der Fantasie“, gibt es gratis mit Widmung dazu. Vom Büchersterben kann also gar keine Rede sein, hier fühlt sich alles sehr lebendig an.
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