„Katapult“ erhebt Kopie-Vorwürfe : Ideenklau bei Schleudergang
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Original und Kopie? Links das erste Buch aus der Feder von „Katapult“, rechts das Buch von Tin Fischer. Bild: Hoffmann & Campe
„Seid ihr nass?“: „Katapult“-Chefredakteur Benjamin Fredrich zürnt und wirft dem Verlag Hoffmann und Campe vor, zusammen mit „Zeit“-Autoren ein Buch seines Teams kopiert zu haben.
Benjamin Fredrich, Chefredakteur des „Katapult“-Magazins, ist sauer. Auf der Internetseite seiner Publikation für „Kartografik und Sozialwissenschaft“ legt er in mehr als 20.500 gepfefferten und PR-technisch wirkungsvollen Zeichen dar, warum: Nachdem die „Süddeutsche“ ihre Kolumne „Unterm Strich“ im Februar eingestellt hatte, als der berechtigte Vorwurf laut geworden war, ihr Wissensressort habe die „Katapult“-Rubrik „Trockene Zahlen“ kopiert, werde nun abermals abgekupfert. Der Vorwurf lautet: „Autoren des ,Zeit‘-Verlages haben im Auftrag des Hoffmann und Campe Verlags ein gesamtes Katapult-Buch kopiert.“
Es geht um das Nachfolgerbuch zu dem bei Hoffmann und Campe 2019 erschienenen Titel „100 Karten, die deine Sicht auf die Welt verändern“. Darüber habe man verhandelt, schreibt Fredrich. Weil sich der Verlag mit der Zahlung für das erste Buch Zeit gelassen habe und die Vorstellungen über die Gewinnbeteiligung auseinanderklafften, kam man nicht zusammen. Da habe man entschieden, das Buch mit Suhrkamp zu machen.
Cover, Titel, Grafiken und Info-Karten fast identisch
Daraufhin sei bei Hoffmann und Campe beschlossen worden, das erste Buch zum Erscheinungstermin des neuen Suhrkamp-Buchs in Sonderfarben neu aufzulegen. Fredrich habe Hoffmann und Campe daraufhin eine Unterlassungserklärung geschickt. Indes sei aus Hamburg die Nachricht gekommen, man werde das neue Kartenbuch zusammen mit dem Autor Tin Fischer und dem Grafiker Mario Mensch von der „Zeit“ umsetzen. Das, so Fredrich, habe er zunächst für legitim gehalten.
Doch sei er aus allen Wolken gefallen, als er Cover, Format, Titel, Grafiken und Info-Karten dieses Buchs sah, sie ähnelten der Vorlage stark. Das Werk von Fischer und Mensch heißt „Gute Karten – Deutschland, wie Sie es noch nie gesehen haben“, das Cover erinnert sehr an das „Katapult“-Buch. Das, so Fredrich, sei „eine geplante und systematische Ausbeutung eines Konkurrenten“.
Fischer antwortete auf seinem Blog auf den „Wutanfall“: Fredrich klinge für ihn „ein bisschen wie ein enttäuschter Ex“. Er habe auf dem Konzept aufbauen wollen, das „Katapult“ mit Hoffmann und Campe entwickelte, Ideen klaue er nicht: „Karten-Einfälle und Recherchen [sind] von uns. Von Katapult sind keine.“ Zudem habe „Katapult“ selbst „freizügig Ideen von anderen kopiert und als die eigenen verkauft“. Als einzigen Beleg führt Fischer ein Bild aus dem Portal „Reddit“ an, auf dem der Titel des ersten Buchs beruhe.
Hoffmann und Campe antwortete auf Anfrage mit seiner offiziellen Stellungnahme: Es stimme nicht, dass man das Buch des „Katapult“-Teams kopiert habe. Man habe „gemeinsam ein besonderes Buchkonzept entwickelt, das als Reihe angedacht“ war. Leider sei „Katapult“ zu einem größeren Verlag gegangen, man hätte „gerne weitere Bände mit Katapult“ gemacht.