Nachbemerkungen zu Nachworten
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Der Schriftsteller Christoph Hein Bild: epd
Wie oft hört man Klagen über Nachworte zu literarischen Texten. Doch die haben oft ganz andere Absichten, als man meinen könnte. In der DDR dienten sie manchmal dazu, die Zensur zu überlisten.
Die Nachworte – die kurzen oder voluminösen Texte, die einem Werk bei seiner Veröffentlichung anzuhängen ein Verlag oder ein Herausgeber für notwendig erachten – haben in der Geschichte eine recht eigene Historie. Diese beginnt lange vor der Erfindung des Buchdrucks, sie setzte ein, als die Schrift entstand.
Die Nachworte sind äußerst unterschiedlich, redlich oder voreingenommen, informativ oder irreführend, sachlich oder polemisch, knapp und klar oder weitschweifig und selbstgefällig, hilfreich oder höchst überflüssig. Gelegentlich sind Nachworte beachtlich, sogar sehr beachtlich, unübersehbar und gewichtiger als das Werk, was das Nachwort zu würdigen sich bemüht. So kann einer dreißigbändigen Goethe-Ausgabe noch ein mehrere Hundert Seiten starker einunddreißigster Band folgen, in dem ein bedeutender Germanist dem Leser den Autor, das Werk und die Zeit erläutert. Ich erinnere mich an den Stoßseufzer eines amerikanischen Germanisten bei einer Sitzung in der Darmstädter Akademie. Er sagte damals: „Goethe – unser aller Brötchengeber.“
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