Kulturereignisse und Corona : Ist Leipzig erst der Anfang?
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Kein Wiedersehen in diesem Jahr: Die Leipziger Buchmesse Bild: dpa
Die Entscheidung, die Leipziger Buchmesse ausfallen zu lassen, ist die bislang gravierendste organisatorische Folge der Krankheit in Deutschland. Jetzt wurde auch die London Book Fair abgesagt.
Die für kommende Woche geplante Leipziger Buchmesse ist abgesagt worden, natürlich wegen des Coronavirus. Das Gesundheitsamt der Stadt sah keine Möglichkeit, die von den zuständigen Bundesministerien für Großveranstaltungen empfohlene schriftliche Dokumentation der Gesundheitsrisiken angesichts der großen erwarteten Besucherzahl durchzuführen.

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Der Ausfall dieser Veranstaltung ist die bislang gravierendste organisatorische Folge der Krankheit in Deutschland, denn außer der von ähnlich vielen Menschen besuchten Frankfurter Buchmesse im Herbst gibt es kein einzelnes Kulturereignis hierzulande, das so viele Gäste anzieht. Für die Absatzzahlen des Buchhandels dürfte der Ausfall freilich belanglos sein; Leipzig ist eher Gesprächs- als Handelsmesse.
Veränderte Einschätzung der Situation
Auch das die Veranstaltung begleitende Programm „Leipzig liest“ mit seinen Tausenden von Lesungen in der ganzen Stadt ist gestrichen worden. Natürlich hängt das mit der Absage der Buchmesse zusammen: Ohne sie kämen die meisten Autoren gar nicht nach Leipzig. Doch auch der Reigen der Leseveranstaltungen ist jedes Jahr von nahezu 100 000 Menschen besucht worden. Diese zusätzliche Absage macht die veränderte Einschätzung der Situation erst richtig deutlich.
Dass ein Messegelände mit vollen Hallen die Verbreitung von Viren besonders begünstigt, ist einsichtig. Aber bislang herrschte die Meinung vor, dass kleinere Kulturveranstaltungen durchgeführt werden könnten, weil das Ansteckungsrisiko gering wäre. Das wagt angesichts der nach wie vor ungenügend bekannten Ausbreitungswege des Virus niemand mehr zu behaupten. Auch die Londoner Buchmesse, die Mitte März stattfinden sollte, wurde inzwischen abgesagt, gleiches gilt für den Salon du Livre in Paris, erst einmal verschoben worden auf Mai ist die Jugendbuchmesse in Bologna.
Absagen auch solcher Veranstaltungen werden also wohl zunehmen, und wie es um das alltägliche Miteinander in Beruf und Privatleben bestellt sein wird, ist noch nicht absehbar. Leipzig ist womöglich erst der Anfang.
Ungeachtet mancher Panikmache ist die Leipziger Entscheidung richtig. Gesundheit geht vor; Gewissheit, wie sie zu bewahren wäre, besteht derzeit nun einmal nicht. Eine Absage ist da der sicherste Weg; darin immerhin sind sich die Fachleute einig.