Eigentümerstreit : Suhrkamp Verlag leitet Schiedsgerichtsverfahren ein
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Wochenlang haben sich die Verlegerin und die neuen Minderheitseigner öffentlich über Situation und Zukunft des Suhrkamp Verlags gestritten. Jetzt wollen sich die Kontrahenten um eine außergerichtliche Einigung ihres Konfliktes bemühen.
Die Kontrahenten im Machtkampf um den Suhrkamp-Verlag wollen sich um eine außergerichtliche Einigung ihres Konfliktes bemühen. Verlegerin Ulla Unseld-Berkéwicz und die neuen Minderheitseigner, die Hamburger Investoren Claus Grossner und Hans Barlach, haben sich auf ein Schiedsgerichtsverfahren geeinigt. „Wir haben die notwendigen Schritte dafür eingeleitet“, gab der kaufmännische Verlagsgeschäftsführer Philip Roeder am Mittwoch bekannt. Eine zunächst von Suhrkamp vorbereitete Klage ist damit wohl vom Tisch.
Die beiden Hamburger hatten zum 1. Januar 2007 vom Schweizer Unternehmer Andreas Reinhart über die Medienholding Winterthur AG 29 Prozent der Anteile an Suhrkamp erworben. Die Suhrkamp-Führung hatte mehrfach erklärt, die Transaktion sei nicht rechtmäßig, da sie von den beiden anderen Gesellschaftern nicht genehmigt worden sei.
Grossner wünscht sich Inventarlisten
Grossner sagte am Mittwoch: „Ich gehe davon aus, dass die ganze Sache friedlich beigelegt wird.“ Man wolle nur erreichen, „dass Inventarlisten gemacht werden und die Wirtschaftsprüfung vernünftig läuft“. Die neuen Minderheitseigner hatten in den vergangenen Monaten Unseld-Berkéwicz wiederholt Unfähigkeit und Missmanagement vorgeworfen.
Mehrheitsgesellschafter von Suhrkamp ist mit 51 Prozent die Familienstiftung von Unseld-Berkéwicz. Die Witwe von Siegfried Unseld hatte nach dem Tod ihres Mannes 2003 die Geschäftsführung des Verlags übernommen, der mit seinem Programm die deutsche Nachkriegsliteratur und Philosophie maßgeblich beeinflusste. 20 Prozent des Verlags gehören Joachim Unseld. Der mit der Verlegerin verfeindete Sohn Siegfried Unselds hat sich mit den neuen Gesellschaftern Grossner und Barlach solidarisiert.