„Saturday Night Live“ : Eine Show, die alles verändert, was das Fernsehen ausmacht
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Gutgeölte Sexmaschine: Eddie Murphy als James Brown, 1983 Bild: Mark Mullen
Die Comedy-Show „Saturday Night Live“ feiert ihren vierzigsten Geburtstag: Anlass genug, zu schauen, wie die Sendung die Fernsehkomik revolutioniert hat und wo ihre Protagonisten nun stehen.
1. April 1975, halb zwölf am Abend, „Saturday Night Live“ geht zum ersten Mal auf Sendung. Ein paar Leute, die Fernsehen eigentlich gar nicht mögen, haben sich rund um den kanadischen Produzenten Lorne Michaels zusammengetan und eine Show erfunden, die mit den Mitteln des Humors und der Improvisation alles verändert, was das Fernsehen ausmacht. Nicht nur in Amerika, wo ja immer schon alles erfunden wurde, was gut ist im Fernsehen. Nein, auch im Rest der Welt wird sich ab jetzt jede neue Generation von neuen Fernsehleuten an all den vielen Schauspielern orientieren, die dank „SNL“ berühmt wurden. An Dan Aykroyd, John Belushi, Chevy Chase, Eddie Murphy, Julia Louis-Dreyfus, Billy Crystal, Joan Cusack, Robert Downey jr., Adam Sandler, Ben Stiller, Will Ferrell, Sarah Silverman, Tina Fey, Amy Poehler, Kristen Wiig, Andy Samberg, Jenny Slate, und das ist nur eine kleine Auswahl.
Ohne Jimmy Fallon, der als Stimmenimitator und musikalisches Wunderkind bei „SNL“ groß wurde und heute seine eigene Late-Night-Talkshow hat, wäre der Late-Night-Talkshow-Besitzer Jan Böhmermann nicht denkbar, ohne Tina Fey und Kristen Wiig nicht Anke Engelke und Martina Hill. Wobei Tina Fey, die 1997 zu „SNL“ kam und die Show später zum Vorbild ihrer eigenen Serie „30Rock“ nahm, nicht die Erste war: Dass Frauen keinen Humor haben sollen, diesen Quatsch hatten Gilda Radner und Laraine Newman schon in der ersten Staffel von „SNL“ widerlegt. Namen, die hier keiner kennt, auch wenn MTV vor Jahren frühe Folgen in Deutschland wiederholt hat.
Aber zum Glück gibt es Youtube, dort hat „SNL“ riesige Teile seines Archivs eingestellt, Momente unfassbarer Komik und politischer Klarheit sind zu besichtigen: Eddie Murphy, der als weißer Wallraff durchs New York der Weißen zieht und herausfindet, dass die sich gegenseitig Geld schenken und Partys feiern, sobald der letzte Schwarze den Raum verlassen hat. Will Ferrell als analphabetischer Cowboypräsident George W. Bush, Kristen Wiig als Madonna, die sich mit Angelina Jolie (Amy Elliott) um noch mehr adoptierte Babys streitet, ein Space-Baby, ein russisches Baby (das ist ein Baby in einem Baby in einem Baby). Justin Timberlake, der als irischer bärtiger Einwanderer von den Erfolgen seines Urururenkels träumt („I drrream of a day when he will brrrrring sexy back“), Justin Timberlake, der in Strapsen auf High Heels Beyoncés „Single Ladies“ nachtanzt.
Am Sonntag (ausnahmsweise!), den 15. Februar feierte die NBC-Show ihren vierzigsten Geburtstag mit einer großen Gala. Und auch ein herrlicher neuer Bildband aus dem Taschen-Verlag feiert mit (500 Seiten, 39,99 Euro). Er schaut hinter die Kulissen einer Show, die zwei elementare Dinge über das Fernsehen erkannte: Live zu senden ist wie Benzin für Akteure und Zuschauer. Und: Alle Macht den Autoren! Sie sind, immer schon, das Wichtigste an dieser Show gewesen. Ihre Autonomie ist entscheidend für gute Unterhaltung.