Wie man Zeitgeschichte zeichnet
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Eine ganze Doppelseite in “Starman“ widmet Reinhard Kleist dieser Nahansicht von David Bowie auf der Bühne Bild: Reinhard Kleist/Carlsen
Einer erzählt fiktional, einer dokumentarisch, einer auf der Grundlage eines Zeitzeugenberichts: Die neuen Bände von Émile Bravo, Reinhard Kleist und Jacques Tardi führen vor, was Comic historiographisch zu bieten haben.
Comics tun sich längst in allen Erzählsparten um: Sie können klassisch fiktional, autobiographisch, satirisch, adaptierend, dokumentierend, kommentierend, beobachtend sein. Doch je selbstverständlicher dieses breite Spektrum von Buchhandel und Publikum wahrgenommen wird, desto interessanter ist es, wenn Comic-Autoren durch Persönlichkeit und Werk noch für etwas stehen: für ein ästhetisches Prinzip, eine Erzählweise, ein Thema. Das zeigen die jüngsten Alben von drei Großmeistern des europäischen Comics: Jacques Tardi, Reinhard Kleist und Émile Bravo.
Wobei man noch eine Autorin ergänzen muss, keine einschlägig bekannte, aber eine hochinteressante, denn Tardis neuer Comic verdankt sein Szenario der Ehefrau des Zeichners, Dominique Grange. Es ist deren eigene Geschichte, obwohl die Hauptfigur in „Elise et les nouveaux partisans“ (Elise und die neuen Partisanen) einen anderen Namen trägt. Aber diese Hauptfigur, eine in der maoistischen französischen Linken engagierte Sängerin, teilt mit Grange nicht nur die Biographie, sondern auch die Diskographie: „Les nouveaux partisans“ war der 1968 geschriebene Protestsong, der Grange in den folgenden Jahren berühmt machte. Und Tardi war es, der für sie als überzeugter Linker schon vor der Heirat, nämlich seit 1981, Plattencover entwarf. Nun erzählen beide gemeinsam französische Zeitgeschichte.
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