Virtuosen der Beleidigung
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Arbeitete mit proletarischem Hass und hat seine Anhänger: Veranstaltung zum Gedenken an Lenin vor dessen Mausoleum in Moskau. Bild: AFP
Wenn Twitter-Lichtgestalten auf pöbelnde Würstchen treffen: Marlon Grohn versucht sich mit neomarxistischem Pathos an der Ehrenrettung des Hasses im Internet.
Es gibt gute Gründe, diesem Buch keine Beachtung zu schenken, und einer davon ist sein Autor. Marlon Grohn versteht sich als Kommunist, schätzt die Sowjetunion und distanziert sich auf seiner Website scherzhaft von eigenen Beiträgen, die die „zahlreichen völlig gerechtfertigten Opfer des Stalinismus“ verhöhnten. Für einen ernst zu nehmenden Diskurs hat man sich mit einer solchen Haltung erst mal disqualifiziert.
Andererseits kleben wir heute praktisch alle in unserer jeweiligen Bubble fest und nehmen andere Positionen nurmehr verschwommen wahr, weshalb ein Perspektivwechsel erhellend sein kann. Und dafür, in Grohns Blase einzutauchen, spricht immerhin der Anspruch des Buches, den vielseits beklagten Hass im Netz zu verteidigen, der erfahrungsgemäß vor allem von rechts kommt – ein für einen kommunistischen Traktat dann doch origineller Ansatz.
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