https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/sachbuch/thomas-e-schmidts-buch-ueber-die-boomer-der-bundesrepublik-18540305.html

Boomer in der Bundesrepublik : Rote Bäckchen, dicke Hose?

  • -Aktualisiert am

Uns ging’s ja noch gold: ein deutsches Familienbild Bild: picture alliance / Bildagentur-online/Blend Images

Die Bezeichnung „Boomer“ ist nicht nett gemeint, und doch liebt der Publizist Thomas E. Schmidt seine Generation irgendwie. „Große Erwartungen“ ist sein Versuch, für dieses Wir einzutreten.

          2 Min.

          Ist das nun ein Sachbuch, oder ist es eher ein Roman? Der Titel „Große Erwartungen“ zitiert Weltliteratur von Charles Dickens, und auch im Text kommt Thomas E. Schmidt öfter auf literarische Vorbilder zu sprechen, etwa um die Schwierigkeit autobiographischen Schreibens festzustellen und zu behaupten, er halte seine Erfahrungen weder für typisch noch für symbolisch. Aber das kann man kaum glauben, wenn der Buchumschlag eine „Bilanz der Babyboomer“ verspricht.

          Jan Wiele
          Redakteur im Feuilleton.

          Die Bezeichnung „Boomer“, von der jüngsten Generation inzwischen oft abwertend verwendet, klingt auch für Schmidt angeblich zweifelhaft, nach „ewig roten Bäckchen und dicker Hose“. Und doch scheint er, Jahrgang 1959, seine Boomer irgendwie zu lieben, auch wenn er sich von den über sie bekannten Klischees abzuheben versucht. Ja, er scheint durchaus wehmütig darüber zu sein, dass diese Boomer nun abtreten: „Wir beginnen zu verstummen, und die Ersten von uns sind schon gestorben.“ Obwohl Schmidt erkennt, dass die Rede vom Wir eine Anmaßung sei („ich schließe all jene aus, die zur selben Zeit wie ich in der DDR aufwuchsen“), obwohl er konzediert, dass sich eine Frau vielleicht anders an die Boomzeit der Bundesrepublik erinnern werde als er, ist sein Buch natürlich der Versuch und auch das Versprechen, trotz allem für dieses Wir einzutreten.

          Testen Sie unser Angebot.
          Jetzt weiterlesen.
          Testen Sie unsere Angebote.
          F.A.Z. PLUS:

            FAZ.NET komplett

          Diese und viele weitere Artikel lesen Sie mit F+
          Marie lebt in Palma – und das schon seit 14 Jahren. Integriert ins mallorquinische Inselleben ist sie trotzdem nicht.

          Ruhestand im Süden : Wenn alle Freunde weg sind

          Wandern deutsche Rentner aus, erfüllen sie sich einen Traum. Doch im neuen Umfeld Anschluss zu finden, gelingt nicht automatisch. Ein Besuch auf Mallorca bei Marie, die seit drei Jahren einsam ist.
          Die Yacht „Luna“ des angeblichen Fluchers Farchad Achmedow wurde im vergangenen Jahr im Hamburger Hafen festgesetzt.

          Flüche gegen Russlands Führung : Wie Kakerlaken im Glas

          Ein angeblicher Gesprächsmitschnitt zweier Mitglieder der russischen Elite sorgt für Aufruhr. Darin wird Präsident Putin unter anderem als „Satan“ bezeichnet.