Studie zur Boykottbewegung BDS : Im Schulterschluss mit Islamisten
- -Aktualisiert am
Notwehr oder Vernichtungswunsch? Aufruf zum Israel-Boykott in der Stadt Bethlehem im Westjordanland Bild: AFP
Die BDS-Bewegung hat die Auslöschung des Staates Israel zum Ziel, auch wenn viele ihrer Anhänger das Gegenteil behaupten. Das zeigen Alex Feuerherdt und Florian Markl in ihrem Buch.
Seit der Bundestag die Israel-Boykottbewegung BDS (Boycott, Divestment and Sanctions) 2019 als antisemitisch gebrandmarkt hat, ist eine breite Debatte entstanden, bei der sich die Verteidiger des Netzwerks immer wieder auf einen beeindruckenden Unterstützerkreis aus dem akademischen und künstlerischen Spektrum berufen. Selten werden die Ziele der Bewegung, die auf eine Vernichtung des Staates Israel hinauslaufen, insgesamt in Schutz genommen, aber es wird immer wieder behauptet, ohne BDS sei Israel-Kritik unmöglich, als gäbe es nicht andere Mittel und Wege der Distanzierung.
Am antisemitischen Charakter von BDS lassen Alex Feuerherdt und Florian Markl in ihrer kritischen Einordnung keinen Zweifel. Lässt die erste der drei BDS-Forderungen, nämlich die Besetzung arabischen Territoriums zu beenden, noch offen, ob damit auch Israel gemeint ist, so läuft die Forderung nach der Rückkehr aller palästinensischen Flüchtlinge einschließlich ihrer Nachkommen auf die faktische Vernichtung Israels hinaus, was von führenden BDS-Aktivisten auch gar nicht geleugnet wird. Besonders fragwürdig ist dies den Autoren zufolge angesichts der Tatsache, dass die Flucht der Palästinenser einem Angriffskrieg der arabischen Staaten geschuldet war und Palästinenser auf israelischem Boden Rechte genießen, von denen die palästinensischen Flüchtlinge in arabischen Staaten nur träumen können.
Zahlreiche Mythen ranken sich um das BDS-Netzwerk
Davon ist in den BDS-Proklamationen nichts zu lesen. Sie zielen einseitig auf eine Delegitimierung und Dämonisierung des israelischen Staates, der mit dem südafrikanischen Apartheid-Staat oder dem NS-Regime gleichgesetzt wird. Holocaust-Leugnungen sind auf BDS-Kundgebungen ebenso zu vernehmen wie der Aufruf, alle Juden zu töten, was der Behauptung widerspricht, BDS richte sich nur gegen den Zionismus und nicht gegen alle Juden. An einer friedlichen Lösung des Nahost-Konflikts zeigt BDS sich nicht interessiert, vielmehr richtet sich ihr Hass auch gegen Juden, die auf eine Versöhnung mit Palästinensern hinarbeiten. Terrororganisationen wie die Hamas, die seit ihrer Gründung zur Vernichtung aller Juden aufruft, oder der Islamische Dschihad gehören zu ihren ersten Mitgliedern. Ihre Mittel sind Einschüchterung und Nötigung bis hin zu physischer Gewalt.
Warum wird diese Bewegung in Teilen des akademischen und kulturellen Betriebs für unverzichtbar gehalten? Das hat einmal mit dem undurchsichtigen Charakter des lose organisierten Netzwerks zu tun, das seinen Unterstützern die Möglichkeit bietet, sich über den Umweg der Israel-Kritik als Freiheitskämpfer zu präsentieren, ohne den eliminatorischen Endzweck aussprechen zu müssen. Dazu kommen die zahlreichen Mythen, die sich um das Netzwerk ranken.
Ein Podium des Hasses gegen das Judentum
Das Buch von Feuerherdt und Markl kommt insofern zur rechten Zeit. Mit Nachdruck widerlegen die Autoren die Behauptung, BDS sei im Juli 2005 aus einem Aufruf der palästinensischen Zivilbevölkerung hervorgegangen, die schon der führende BDS-Aktivist Ilan Pappé abgeräumt hat. Die „wahre Geburtsstunde“ von BDS sehen sie auf der UN-Weltkonferenz gegen Rassismus, die 2000 im südafrikanischen Durban stattfand. Eine fragwürdige Rolle spielten hier die Vereinten Nationen, die schon bei der Vorbereitungskonferenz in Teheran den Ausschluss von jüdischen Vertretern hingenommen und die einseitig und diffamatorisch gegen Israel gerichtete Abschlusserklärung hatten passieren lassen.