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Pilgern in Deutschland und Pilgern in Europa : Als Wandschmuck zu sachlich

Bild: Verlag

Wie dicht das Netz von Pilgerstätten im Land und auf dem Kontinent ist, sieht man auf den beiden großen Karten „Pilgern in Deutschland“ und „Pilgern in Europa“.

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          Unsere Vorfahren müssen sehr gläubig gewesen sein oder sich sehr schuldig gefühlt haben. Dieser Eindruck stellt sich ein, wenn man auf den beiden großen Karten „Pilgern in Deutschland“ und „Pilgern in Europa“ sieht, wie dicht das Netz von Pilgerstätten im Land und auf dem Kontinent ist.

          Andreas Platthaus
          Verantwortlicher Redakteur für Literatur und literarisches Leben.

          Von Stiklestad in Norwegen bis Bethlehem und von Lissabon bis Wilna erstrecken sich in Nord-Süd- und West-Ost-Richtung die insgesamt sechshundert auf der Europakarte eingetragenen heiligen Stätten, die dem christlichen Abendland Erbauung und Verzeihung versprachen. Und zu den wichtigsten drei Pilgerstätten, Jerusalem, Rom und Santiago de Compostela, entstand über Jahrhunderte ein Wegenetz, das den ganzen Kontinent erschloss.

          Nimmt man die Pilgerfahrten in den Nordländern dazu, die zur Kathedrale von Nidaros im heutigen Trondheim führten, gibt es allein zu diesen vier Zielen dreiundsechzig verschiedene Pilgerwege. Der Großteil davon entfällt auf den Jakobsweg. Den kennt nun seit Hape Kerkeling oder Paolo Coelho (um nur die Erfolgreichsten unter den schreibenden Pilgern zu nennen) jeder, aber dass es fünfundvierzig verschiedene Routen gibt, die alle nach Santiago führen, werden die wenigsten gewusst haben. Und diejenigen, die es wussten, dürften nicht sämtliche Verläufe präsent haben. Die kann man auf der rund 1,40 Meter mal 75 Zentimeter messenden Europa-Faltkarte verfolgen, die der Lübecker Kalimedia Verlag produziert hat.

          Die beiden Karten sind eher Nachschlagewerke

          Nach seinem Anfangserfolg mit den „Atlanten der wahren Namen“, die in Kartenform die etymologischen Bedeutungen von Ortsbezeichnungen in Deutschland, Europa und der ganzen Welt aufschlüsselten, sind die beiden Pilgerkarten nun das zweite großangelegte Projekt des Hauses. Verblüffende, bisweilen auch erheiternde Erkenntnisse wie die Namenserklärungen bieten sie nicht; hier steht Wissensvermittlung im Mittelpunkt. Nach Ländern (manchmal auch Regionen wie dem Baltikum) auf der Europakarte und alphabetisch auf der Deutschlandkarte geordnet, kann man rund um die eigentliche topografische Ansicht knappe Informationen zu den einzelnen Pilgerorten finden: wem oder was die Wallfahrt gilt, was an Sehenswürdigkeiten zu sehen ist und wann sich das Pilgern lohnt.

          Ganzjährig anzutretende Wallfahrten wie etwa nach Maria Laach in der Eifel sind nämlich eher selten. Die beiden Karten sind eher als Nachschlagewerke zu begreifen; für einen Wandschmuck ist die Gestaltung zu sachlich. Immerhin hat man auf der Deutschlandkarte nicht die Landesgrenzen eingezeichnet, sondern die der katholischen Bistümer. Protestanten wallfahren ja nicht. Oder erst, seit es Mode und Ausdruck von Lebensgefühl geworden ist. Wer dabei gegen den Strom pilgern will, der findet vielfältige Anregung. Warum etwa nicht einmal nach Aigen am Inn, wo man Anfang November an einer Tiersegnung teilnehmen kann?

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