Affären versorgten ihn mit Energie
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Süchtig nach narzisstischer Zufuhr: Martin Heidegger Bild: Keystone Schweiz/laif
Er setzte dem modischen Psychologisieren und Soziologisieren ein „wesentliches Denken“ entgegen: Lorenz Jäger legt eine einfühlsame Biographie von Martin Heidegger vor.
Hält man eine Biographie Martin Heideggers in Händen, kommt einem unwillkürlich die Anekdote in den Sinn, wonach er eine Aristoteles-Vorlesung mit den Worten eingeleitet haben soll: „Er wurde geboren, arbeitete und starb. Kommen wir zur Sache.“ Bei Heidegger fällt es schwer, das Denken vom Leben zu trennen. Schließlich glaubte er, mit Hitler breche ein neuer Äon an, in dem das Denken zu seinen Ursprüngen zurückfindet und die Herrschaft einer logizistischen Vernunft überwindet, die mit Sokrates einsetzt und in der Neuzeit einem fatalen Höhepunkt zustrebt. Bald sieht Heidegger sich von Hitler enttäuscht. Was er nie laut bekennt.
Er deutet seine um 1934 einsetzende Hinwendung zu Nietzsche und Hölderlin im Nachhinein als Abkehr vom Nationalsozialismus. Klartext spricht Heidegger selten, und wenn er es tut wie in den „Schwarzen Heften“, gilt er in erster Linie Juden und christlich-humanistischen Moralisten. Er bestätigt ihnen eine Seinsferne, die sich in einem Denken offenbart, das nur die Kategorien von Soll und Haben, Schuld und Sühne, Gut und Böse kennt. Weiter reicht ihr Horizont nicht.
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