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Frank Maier-Solgk: Die schönsten Gärten und Parks in Paris und in der Île de France : Paris, die Hauptstadt der Gartenkunst

Bild: Deutsche Verlags-Anstalt

Für Stadtstreifer: Frank Maier-Solgk führt kenntnis- und bilderreich durch die Parks der französischen Metropole und ihres Umlands - von alten Gärten bis zu neu begrünten Industriebrachen.

          2 Min.

          Dass Paris eine Stadt einladender Parks und Gärten ist, wird der eilige Besucher der Stadt oft gar nicht wahrnehmen. Es braucht schon ein wenig Zeit und manche Streifzüge, um das vielfältige Angebot kennenzulernen. Und natürlich können auch Hinweise nicht schaden. Jetzt ist ein stattlicher Bildband erschienen, der in der Literatur über die grünen Ruhebereiche der Hauptstadt und ihrer Umgebung einen Platz in der vorderen Reihe verdient.

          Helmut Mayer
          Redakteur im Feuilleton, zuständig für „Neue Sachbücher“.

          Nicht nur wegen der Fotografien von Deidi von Schaewen, sondern vor allem auch wegen der vorzüglichen Texte, die Frank Maier-Solgk den vorgestellten Parks und Gärten widmet: Sie sind verfasst von einem ausgewiesenen Kenner der Gartenkunst, knapp gehalten und doch reich an Winken, lassen die vor Ort gewonnene Anschauung erkennen, wissen selbst von neuesten Plänen zu berichten und setzen bei aller Sachlichkeit doch auch persönliche Akzente. Wer sich durch diesen Band nicht zu neuen oder auch alten Spaziergängen und Ausflügen verführen lässt, ist für die Gartenkunst vermutlich verloren. Denn Paris bietet ein wohl einzigartig facettenreiches Ensemble, in dem alte, moderne und allerneueste Gartenkunst vertreten und in das Leben der Quartiere integriert ist.

          Beginnen mag man bei den historischen Gärten, deren Geschichte weit zurückreicht. Die Tuileriengärten, der Jardin des Plantes und natürlich der Jardin du Luxembourg, der von allen Gärten im Zentrum am selbstverständlichsten in das rege Treiben der angrenzenden Stadtteile eingebettet ist, ohne dabei von seinem Zauber zu verlieren. Und wer etwas weniger Himmel über sich möchte, hat vom Louvre nur wenige Schritte in den Garten des Palais Royal, dessen bewegte Vergangenheit sich in ein streng komponiertes und von Kolonnaden gefasstes Parterre verwandelt hat, in dem fast immer Ruhe herrscht.

          Kapitulation vor der Fülle des Programms

          Aber dann sind auch einmal die nicht so zentral gelegenen Parks dran. Die Buttes-Chaumont etwa, von Baron Haussmanns Obergärtner Jean-Charles Alphand in einer damals noch öden Gegend angelegt. Ihre pittoreske Kunstnatur verfehlt auch heute noch ihre Wirkung nicht. Selbst wenn mittlerweile, im Gegensatz zu den zwanziger Jahren, als die Surrealisten sie in ihre Stadtgeographie einfügten, der Blick vom krönenden Tempietto über die eher ernüchternden Stadterweiterungen der sechziger und siebziger Jahre geht. Besucht man den Park in der wärmeren Jahreszeit, kommen mitunter gleich mehrere Hochzeitspaare ins Blickfeld, die sich vor malerisch empfundenen Winkeln ablichten lassen, während draußen die geschmückten Limousinen warten. Louis Aragon hätte das vielleicht sogar gefallen, und es darf wohl auch als spätes Lob für Alphand gelten.

          Wer die Buttes-Chaumont kennt, muss irgendwann auch den Parc de Montsouris am anderen Ende der Stadt besuchen. Man kann aber auch das Register wechseln und zu den neuen Gärten übergehen, mit denen Paris beeindruckt. Also entweder noch ein Stückchen nach Norden zum Parc de la Villette, um dann den Canal Saint Martin hinunter zu flanieren, der zwar kein Garten, aber eine so reizvolle Stadtlandschaft ist, dass man seine Aufnahme in den Band schon versteht. Oder ein kurzer Weg nach Süden zum Parc de Belleville, um von dort in weitem Bogen über den Friedhof Père Lachaise und die Promenade plantée - eine begrünte ehemalige Eisenbahnhochtrasse - zur Place de la Bastille zu wandern.

          Wer auf den Geschmack gekommen ist, hat noch einige dieser neuen Gartengestaltungen vor sich, die wie der Parc de la Villette auf dem Terrain von Industriebrachen entstanden: der facettenreiche Parc Citroën, der das schon im Namen anzeigt, der Parc George Brassens auf dem Gelände der alten Schlachthöfe, die etwas abgelegene Île Seguin, auf der die Renault-Werke standen.

          Und die Stadtwälder im Westen und Osten müssen wir zumindest noch nennen, bevor wir vor der Fülle des Programms kapitulieren - und außerdem eingestehen, dass wir den zweiten Teil des Bandes, der sich Gärten und Parks in der Île de France widmet, damit noch nicht einmal berührt haben. Es sollte aber ohnehin schon klargeworden sein: Das Buch empfiehlt sich für das Regal aller Besucher von Paris, die etwas Zeit mitbringen, Ruhepunkte auf ihren Stadtstreifereien nicht missen wollen und vielleicht sogar - erste vorsichtige Annäherung an la France profonde - in die Umgebung aufbrechen.

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