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Fluchtphantasien der Reichen : Eine Yacht wird kommen

  • -Aktualisiert am

Noch haben solche Luxusyachten keinen Warp-Antrieb, mit dem sich der verbrauchten Erde notfalls entfliehen lässt: Bei der Monaco Yacht Show können Superreiche ihre potentiellen Neuerwerbungen schon einmal in Augenschein nehmen. Bild: picture alliance / PRO SHOTS

Technikgläubigkeit als Religionsersatz: Douglas Rushkoff schildert, wie die Reichsten der Reichen den Weltuntergang überleben wollen und was das mit dem Silicon Valley und der Eschatologie der amerikanischen Evangelikalen zu tun hat.

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          Schade, dass kaum jemand mehr die „Jetsons“ kennt. Dabei handelt es sich um eine Science-Fiction-Zeichentrickserie aus den Hanna-Barbera-Studios der frühen Sechzigerjahre, quasi das Zukunftsgegenstück zu deren Steinzeit-Erfolgsserie „Familie Feuerstein“. Wie die Feuersteins, so sind auch die Jetsons der Abklatsch einer idealisierten amerikanischen Durchschnittsfamilie dieser Zeit: Papa geht arbeiten, Mama erledigt den weitestgehend automatisierten Haushalt, Tochter und Sohn pubertieren und basteln fröhlich herum. Nur die Möblierung hat sich verändert. Die Familienfortbewegungsmittel sind fliegende Untertassen, ein Roboter gibt die Gouvernante und Mondraketen zischen über den Himmel. Die futuristischen Gadgets betonen vor allem die Kontinuität tradierter Rollenbilder. Männer bleiben Männer, Frauen bleiben Frauen, Roboter bleiben Roboter.

          Der Medientheoretiker Douglas Rushkoff, der schon den ersten Internet-Boom der Neunzigerjahre kritisch begleitet hat, schildert in seinem Buch „Survival of the Richest“, wie das Jetsons-Geschäft derzeit läuft: ganz gut, trotz aller Katastrophen, denn die können den Silicon-Valley-Oligarchen nichts mehr anhaben. Ideologien aus den Sechzigern – aus den 1760ern – werden von Materialisten der John-Brockman-Schule neu lackiert und unters Sozialmedienvolk gebracht, Elon Musk verkauft die Zukunftstechnologien der Fünfzigerjahre gleich noch mal, und Jeff Bezos imitiert Dagobert Duck.

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