Wenn die Mutter eine Chimäre ist
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Sieht so eine Einbahnstraße aus? Modell eines DNA-Stranges mit doppelter Helix-Struktur Bild: dpa
Eine Enzyklopädie von genetischen Phänomenen und Fallstricken der Ahnenforschung: Der Wissenschaftsjournalist Carl Zimmer zeigt, dass Vererbung keine Einbahnstraße ist.
Das biologische Konzept der Vererbung oder der Erblichkeit ist ungemein komplex. Ein streng naturalistischer Begriff der biologischen Vererbung ist noch relativ jung, und das Konzept führt Spuren seiner Geschichte im rechtlichen und politischen Raum mit sich. Außerhalb des engen wissenschaftlichen Diskurses ist dieses geschichtliche Erbe des Erblichkeitsbegriffs noch immer deutlich zu spüren. Und wenn Genetiker Vererbung quantifizieren, dann ist das Ergebnis alles andere als intuitiv einsichtig. Streng genommen sind für sie nicht Merkmale an sich erblich, sondern deren Variabilität.
Doch die Vorstellung, es gebe auf der einen Seite eine streng wissenschaftliche und eindeutige Bestimmung dessen, was Vererbung ist, und auf der anderen Seite einen von Metaphern oder politischen Motiven verzerrten Gebrauch, ist nur wenig hilfreich. Was den zeitgenössischen wissenschaftlichen und den außerwissenschaftlichen Diskurs über Vererbung immer noch eint, ist die Idee, dass Gene bei weitem der wichtigste Vererbungskanal sind. In seinem neuen Buch zeigt der amerikanische Wissenschaftsjournalist Carl Zimmer, dass jüngste Erkenntnisse der Genetik, Genomik und Entwicklungsbiologie nicht zu einer Schärfung des Begriffes führen, sondern in ein breiteres und offeneres Verständnis von Vererbung münden. Schritt für Schritt unterminieren die Biologie und die Medizin eines ihrer wichtigsten Dogmen.
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