Durch den dunklen Kontinent der weiblichen Sexualität
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Wien, Berggasse, 1937: Marie Bonaparte filmt Sigmund Freud und wird dabei von ihrer Tochter Eugenia fotografiert. Bild: Bridgeman
Des Meisters unbändige Schülerin: Eine französische Edition macht erstmals den Briefwechsel zwischen Sigmund Freud und Marie Bonaparte zugänglich.
Als Marie Prinzessin von Griechenland, geborene Bonaparte, im Frühsommer 1925 bei Sigmund Freud anfragte, ob er sie für sechs Wochen in die psychoanalytische Behandlung nehmen könne, winkte dieser zunächst ab. Seinem französischen Anhänger René Laforgue, der als Zwischenträger diente, beschied er trocken, er könne weder andere Patienten für eine solche Schnellanalyse aufgeben noch dem Sonderwunsch entsprechen, „dem selben Fall zwei Stunden täglich“ zu widmen: „Mit der Prinzessin scheint es also nichts zu sein.“ Daraufhin schrieb Marie Bonaparte direkt an Freud, dass sie sich der Bedingung füge, vorab kein Enddatum für die Behandlung festzulegen.
Mit ihrem auf Französisch entworfenen, aber letztlich auf Deutsch abgeschickten Brief setzte ein reger Schriftwechsel ein, der sich vom Beginn der zunächst zweistündigen, bald jedoch auf die klassische Therapiestunde verkürzten Analyse bis Freuds Tod im September 1939 erstreckte. Im Verlauf der Jahre sollte die Prinzessin nicht nur zu einer bevorzugten Schülerin Freuds werden, sondern auch zur Mäzenatin der Psychoanalyse und engen Freundin der Familie, deren Hundeleidenschaft sie teilte.
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