Pop mit Masterplan
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Wollte als Teenager schon die Musikindustrie erobern, unterwandern und umwandeln: Jarvis Cocker, hier bei einem Auftritt im Jahr 2010 Bild: Leemage
Musik ist bloß organisierter Krach: Jarvis Cocker, Gründer der Band Pulp, entrümpelt den Dachboden, erzählt von seinem Leben und hangelt sich dabei an vielen skurrilen Objekten entlang.
Bei dieser Lektüre ist Vorsicht geboten. Es könnte alles genauso gewesen sein wie geschildert. Womöglich haben sich aber auch einige dramaturgisch bedingte Schlenker eingeschlichen, und zwar ohne Rücksicht auf die Fakten. Jarvis Cocker, Musiker, Radiomoderator, Sänger und einziges dauerhaftes Mitglied der englischen Band Pulp, ist da ganz offen und weist selbst auf das Problem hin. Seine Familie habe immer gescherzt, er erinnere sich nicht an wichtige Lebensereignisse, könne allerdings sagen, wer die ersten Spider-Man-Comics gezeichnet oder in der Fernsehserie aus den Sechzigerjahren Batman gespielt hat.
Einmal behauptet er, seine Sehkraft sei infolge einer Hirnhautentzündung zurückgegangen, als er noch ein Kind war. Dann reicht er gleich nach, er habe das zumindest sein Leben lang erzählt: „Beinahe eine Heldengeschichte. & sie ist absolut wahr. Bis auf ein sehr wichtiges Detail. Das ist nicht der Grund, warum ich eine Brille trage.“ Seine Mutter habe ihn einmal darauf hingewiesen, dass er vor dem Krankenhausaufenthalt schon Brillenträger gewesen sei – und das auch mit einem Foto bewiesen. „Wenn ich selbst meine Lebensgeschichte nicht kenne“, fragt Cocker, „wer dann?“ Er nutzt diesen Exkurs wohlgemerkt nicht, um einen Freifahrtschein für beliebiges Fabulieren zu lösen, sondern um zur nächsten Frage überzuleiten: Was folgt aus dem Umstand, dass er die ersten fünf Jahre seines Lebens „in dichtem Nebel verbracht“ hat?
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