Warum ist die Gegenwartsliteratur so schlecht?
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Druckerzeugnisse können auch unter Druck geraten: durch Kritik und Wissenschaft. Charles Frederick Ulrich malte um 1890 eine Druckerei in Enschede. Bild: Mauritius
Von Fitzek zu Mosebach ist es gar nicht weit: Moritz Baßler baut seine erfrischende Polemik gegen den „Midcult“ des Erzählens zu einem Buch aus, das vielen die Augen öffnen könnte.
In seinem Essay „Masscult & Midcult“ beschrieb der amerikanische Kritiker Dwight Macdonald im Jahr 1962 eine Kunst als Massenware, die sich, beim „Midcult“, dennoch den Anschein von Hochkultur gibt und Bedeutsamkeit prätendiert. Der italienische Schriftsteller und Wissenschaftler Umberto Eco baute den Midcult-Begriff aus, und auch der deutsche Literaturwissenschaftler Moritz Baßler, der sich seit Jahrzehnten mit populärer Kultur beschäftigt und 2002 eine vielbeachtete Monographie zum „deutschen Pop-Roman“ vorgelegt hat, verwendete „Midcult“ schon seit langer Zeit gelegentlich zur Analyse von Literatur. Aber als Baßler dies im Sommer 2021 noch einmal – und vielleicht etwas polemischer – in seinem Essay „Der neue Midcult“ tat, waren die Reaktionen erstaunlich. Sie reichten von großer Anerkennung bis zu starker Ablehnung. Baßler schien einen Nerv getroffen zu haben – womit? Er hatte ein paar Beispiele von „Midcult“ in der Gegenwartsliteratur genannt und zudem kritisiert, dass Midcult-Produzenten und Midcult-Rezipienten „selbstbestätigende Stilgemeinschaften“ bildeten, die sich in ihrer „Bubble“ einschließen und abschotten gegen „informierte Interventionen von außen, etwa aus Kritik und Wissenschaft“.
In Gesprächen zum Thema, auch in diesem Feuilleton, versuchte Baßler seine Polemik etwas abzumildern. Er sagte etwa, eine Generalkritik an der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur liege ihm fern (F.A.Z. vom 9. Juli 2021).
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