https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/belletristik/duesentriebtheorie-1692733.html

: Düsentriebtheorie

  • Aktualisiert am

Heinrich August Nölting, im Jahre 1825 geboren, hat ein unauffälliges Leben im Patentamt der lippischen Residenzstadt Detmold geführt, als er von der Erfindung eines Automobils erfährt. Daraufhin beginnt er eine Theorie des Erfindens schlechthin auszutüfteln: "Umstände und Bedingungen zur Herstellung eines neuen Verfahrens zur Herstellung von etwas Unbekanntem".

          1 Min.

          Heinrich August Nölting, im Jahre 1825 geboren, hat ein unauffälliges Leben im Patentamt der lippischen Residenzstadt Detmold geführt, als er von der Erfindung eines Automobils erfährt. Daraufhin beginnt er eine Theorie des Erfindens schlechthin auszutüfteln: "Umstände und Bedingungen zur Herstellung eines neuen Verfahrens zur Herstellung von etwas Unbekanntem". An ein Ende gelangt er damit nie, vielmehr kommt er allmählich selbst seiner technikbegeisterten Zeit abhanden. Und deshalb lebt er, wenn er nicht gestorben ist, womöglich noch heute. Genau kann man das nicht wissen, weil sein Erfinder ihn zu Beginn des neuen Jahrhunderts im Unbestimmten verschwinden lässt. Rolf Schönlaus Novelle um einen versponnenen Außenseiter, der zur Gegenfigur eines technikgläubigen Jahrhunderts wird, unternimmt mit sanfter Ironie ein Gedanken- und Erzählexperiment. Wenn Nölting zwischen Relativitätstheorie und Panzertechnik schließlich ahnt, "dass mit jeder Erfindung das dazugehörige Versagen gleich miterfunden wird", dann gleitet das pastichehafte Spiel mit dem neunzehnten Jahrhundert unaufdringlich hinüber in eine Parabel der Moderne. Die eröffnet nun eine neue Reihe von "Wissenschaftsromanen"; und überraschender und unterhaltsamer als mit Schönlaus souverän erzählter Geschichte hätte das Unternehmen kaum beginnen können. (Rolf Schönlau: "Nölting oder Die Erfindungsfolter". Novelle. Axel Dielmann Verlag, Frankfurt 2008. 72 S., geb., 17,- [Euro].) det

          Weitere Themen

          Der Frauen Wut

          „Ein Schritt zum Abgrund“ : Der Frauen Wut

          Nach britischer Vorlage hat die ARD die Medea-Sage adaptiert. Ergebnis? Geschlechterpsychologie nach Schema F. Nur die Besetzung kann sich sehen lassen.

          Mit Vollgas in ein totes Rennen

          „Tatort“ aus Bremen : Mit Vollgas in ein totes Rennen

          Im neuen Bremer „Tatort“ geht es um die Freiheit, die junge Leute auf der Fahrbahn suchen. Das ist mal ein Kontrapunkt zum vorherrschenden Ökotrend. Ansonsten ist der Fall nicht allzu komplex, und die Kommissarin privat involviert.

          Topmeldungen

          Die im Bau befindliche Bahnsteighalle des Durchgangsbahnhofs. Die markanten Kelchstützen tragen die Dachkonstruktion und lassen Tageslicht hinein

          So wird „Stuttgart 21“ : Abfahrtshalle in Richtung Zukunft

          Nach fast einem Vierteljahrhundert ist jetzt das Gebäude im Rohbau fertig, das Massenproteste provozierte und die Figur des „Wutbürgers“ entstehen ließ. Ein erster Besuch im Riesenbahnhof „Stuttgart 21“.

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.