Neuer Roman von Monika Maron : Im Exil
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Die Schriftstellerin Monika Maron Bild: OSTKREUZ - Agentur der Fotografe
Monika Marons Buch „Artur Lanz“ sehnt sich im postheroischen Zeitalter wieder nach echten Helden und lässt viel Dampf ab.
Vor drei Wochen gab die Schriftstellerin Monika Maron der „Berliner Zeitung“ ein Interview, in dem sie gefragt wurde, warum sie ihre Essays im Frühjahr nicht wie sonst im Verlag S. Fischer veröffentlicht habe, sondern in der „Exil“-Reihe des Dresdner Buchhauses Loschwitz von Susanne Dagen. Dagen sammelte 2017 Unterschriften für einen offenen Brief, der dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels einen „Gesinnungskorridor“ vorwarf und vor einer „Meinungsdiktatur“ warnte. Die Buchhändlerin vertreibt diese eigene Buchreihe über den Antaios-Verlag des neurechten Götz Kubitschek, gegen dessen Institut laut Verfassungsschutz „Anhaltspunkte für Bestrebungen gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung“ vorliegen. Mit Ellen Kositza, Kubitscheks Ehefrau, rief Dagen auf Youtube ein Literaturformat ins Leben: „Aufgeblättert. Zugeschlagen – Mit Rechten lesen“. – „Wäre es nicht besser, sich von ihr abzugrenzen?“, fragten die Journalistinnen.
„Ich grenze mich grundsätzlich nicht von Freunden ab, nur weil wir vielleicht unterschiedlicher Meinung sind“, antwortete Monika Maron. „Und warum von Susanne?“ Die sei „eine Oppositionelle mit einem leidenschaftlichen Sinn für Gerechtigkeit“, sitze für die Freien Wähler im Dresdner Stadtrat, sei mehrfach zur „Besten Buchhändlerin“ gewählt worden. Und an ihrem Aufruf, die Stände rechter Verlage auf der Buchmesse nicht zu zerstören, könne sie nichts Falsches finden. „Offenbar gilt inzwischen jeder als rechts, der nicht links ist.“ Mit dem Titel „Exil“, fügte sie hinzu, sei sie allerdings nicht glücklich. Sie sei ja nicht im Exil.
Exil in der Schweiz
Auf der Buchpremiere in Dresden hatte das im März noch etwas anders geklungen. Es sei natürlich mitnichten so, dass die Autoren der Reihe (neben Maron sind das Uwe Tellkamp und Jörg Bernig) auf gepackten Koffern säßen, hatte Dagen an diesem Abend gesagt. Vielmehr gehe es ihr um eine Flucht in die Kunst in einem „Klima zunehmender politischer Anfeindungen“. Dass sie mit dieser Interpretation gut leben könnte, äußerte Maron damals, auch wenn ihr der Begriff „Exil“ zu hoch sei. Irgendwie scheint er ihr dann aber doch gefallen zu haben. Denn in ihrem neuen Buch „Artur Lanz“, das eher eine Erzählung als ein Roman ist, gehen zwei Männer, die sich, ähnlich wie Dagen, Tellkamp, Bernig oder Maron, „einem Klima zunehmender politischer Anfeindungen“ ausgesetzt glauben, am Ende aus Deutschland weg. Sie ziehen in die Schweiz. Das Wort „Exil“ fällt nicht – und doch steht am Ende des Buches das Exil.
Für Maron werden sie so zu Helden. Denn darum geht es in „Artur Lanz“. Monika Maron sehnt sich ganz offensichtlich nach Helden und will in einer „postheroischen Gesellschaft“ nicht leben. Was sie vermisst, sind echte Männer, von denen es für sie kaum noch welche gebe. Also hat sie eine Schriftstellerin erfunden, Charlotte Winter, die einem frustrierten Mann um die fünfzig begegnet, gescheiterte Ehe, Mitarbeiter eines ökologischen Forschungsinstituts, der ihr Sohn sein könnte. Er heißt nicht zufällig Artur Lanz, sondern wurde von seiner heldenverliebten Mutter so genannt, weil diese die Geschichte vom Heiligen Gral beschwören wollte: König Artus und Lancelot in ihrem einzigen Sohn vereint. Nur fühlt sich Artur Lanz gar nicht wie ein Held, im Gegenteil. Er gehört zur besonders schwachen Männersorte, die der Zeitgeist angeblich neuerdings überall hervorbringt. Durch die Begegnung mit der Schriftstellerin Charlotte Winter aber hat er nun die einmalige Chance auf Erlösung. Durch sie schöpft er Mut zur Tat, ist bereit, etwas zu verteidigen, was er mehr liebt als seine Sicherheit: nämlich seinen Freund und Kollegen Gerald Hauschildt aus Thüringen, der wegen eines Facebook-Posts im Umwelt-Institut zur Rede gestellt und aufgefordert wird, sich von den Rechten zu distanzieren. Was er aber nicht will.