Handreichung zum Weltbildwechsel
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Überstehen ist alles: Philipp Staab stellt geläufige gesellschaftliche Leitideen außer Dienst
Talkshows – und das mag ihre Existenz sogar rechtfertigen – fungieren als Resonanzverstärker und bringen im televisionären Quasselmodus gelegentlich kollektive Gemütslagen zum Ausdruck. In einer solchen Unterhaltungssendung, in der es um militante Formen des Klimaprotests ging, musste sich vor einiger Zeit im öffentlich-rechtlichen Fernsehen eine Aktivistin der sogenannten „Letzten Generation“ eine Gardinenpredigt des Talkmasters anhören. Der nicht eben moderate Moderator schüttelte den Kopf über das angeblich apokalyptische Menschenbild der jungen Frau und hielt ihr vor: „Sie müssten optimistisch sein und Vertrauen haben in die Fähigkeit zur Anpassung.“
Wäre Philipp Staabs Buch „Anpassung“ nicht schon vor jener Gesprächsrunde erschienen, könnte es gut mit der geschilderten Szene beginnen. Allerdings hatte der Talkmaster kaum diejenige Anpassung im Sinn, welche das Buch laut Untertitel als „Leitmotiv der nächsten Gesellschaft“ in den Blick rückt. Viel eher schien sich da vor der Kamera ein gereizter Zweckoptimismus Luft zu machen, der die allzu menschliche Neigung zum Durchwursteln für die nötige Zukunftskompetenz zu halten bereit ist. Staab stellt ebensolches Irgendwie-doch-weiter-so-wie-bisher infrage; und die Zuversicht, die er vielleicht seinerseits hegt, wäre wohl eine reflexive zu nennen. Die titelgebende Anpassung müsste jedenfalls, so sie zum allgemeinen Betriebsmodus der Gesellschaft würde, das Selbstverständnis der Menschen wesentlich verändern.
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