Seine Liebe galt der Musik, der Literatur und immer auch dem Menschen: Auf dem Frankfurter Hauptfriedhof nimmt die literarische Welt Abschied von Marcel Reich-Ranicki.
Marcel Reich-Ranicki hat von möglichen Optionen vor allem eine gewählt: das Gute an Deutschland herauszustellen. Nicht Mahner zu werden, nicht Rächer, nicht Kritiker der Deutschen, nur Literaturkritiker. Ein Abschied.
Der Tod dieses Mannes brachte sogar den Boulevard für einen Moment zum Schweigen. Thomas Gottschalk erinnert in seiner Trauerrede an die vorbildliche Lebensleistung Marcel Reich-Ranickis.
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An einen, der trotz aller durchlittenen Qualen im Inneren ungebrochen blieb: Salomon Korn nimmt in seiner Trauerrede Abschied von dem Freund und Kritiker.
Marcel Reich-Ranicki ist tot. Der größte Literaturkritiker unserer Zeit verkörperte, in Verfolgung und Ruhm, das zwanzigste Jahrhundert. Er war ein permanenter Protest
gegen Langeweile und Mittelmaß. Niemand vermochte einer ganzen Gesellschaft die Bedeutung von Literatur so zu vermitteln wie er.
„Seit jenem Tag, da die Weltpresse das Bild des vor dem Denkmal des Warschauer Gettos knienden Willy Brandt gezeigt hatte, wußte ich, daß ich ihm bis zum Ende meines Lebens Dank schuldig sein werde“: Im Oktober 1992 schreibt Marcel Reich-Ranicki zum Tod des Politikers.
Mit dreiundachtzig Jahren ist Jorge Luis Borges wieder einmal für einige Tage nach Deutschland gekommen. „Denn er liebt dieses Land, weil er die deutsche Literatur liebt und weil er die deutsche Philosophie bewundert.“ Im Oktober 1982 berichtet Marcel Reich-Ranicki von einer Begegnung mit dem großen Argentinier.
„Das wird bisweilen Ärger bringen, aber das Vertrauen des Publikums steigern - und wahrscheinlich auch sein Interesse an der Sache.“ Im Juli 1979 begründet Marcel Reich-Ranicki, warum die Literatur-Präsentation auf dem Bildschirm zur Literaturkritik gehört.
„So vergänglich die Liebe auch sein mag, sie verschwindet nun doch nicht ganz“: Im September 1977 liest Marcel Reich-Ranicki in der „Frankfurter Anthologie“ Brechts „Erinnerung an die Marie A.“