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Sensationsfund zu Céline : Der Schatz des Kollaborateurs

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„Sie haben mir am Montmartre alles gestohlen!“: Diese Behauptung Louis-Ferdinand Célines (hier um 1955 in Meudon) hielt man bislang für erfunden. Nun stellt sich heraus, dass sie stimmte. Bild: Getty

Das dürfte der wichtigste Fund der neueren französischen Literaturgeschichte sein: Sechzig Jahre nach dem Tod von Céline sind tausende unbekannte Manuskriptseiten aufgetaucht.

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          Wie eine plärrende Litanei zieht sich durch die ­Briefe und Romane, die Louis-Ferdinand Des­touches alias Céline (1894 bis 1961) nach dem Zweiten Weltkrieg schrieb, das Gejammer über die „Plünderung“ seiner Pariser Wohnung durch „rächerische Befreier“ im Sommer 1944. „Sie haben mir am Montmartre alles gestohlen!“ klagt der Romancier etwa in „D’un château l’autre“ („Von einem Schloss zum andern“), dem ersten, 1957 veröffentlichten Band seiner „trilogie allemande“. „Alles! . . . Rue Girardon! [. . .] alle meine Bücher und meine Instrumente, meine Möbel und meine Manuskripte! . . . den ganzen Krempel! . . . ich hab nichts wiedergefunden! . . . nicht ein Taschentuch, nicht einen Stuhl! . . . selbst die Wände verkauft! . . . die Wohnung, alles! . . . verramscht!“

          Doch je länger und je lauter der Schriftsteller über den „Raub“ lamentierte, desto tiefer versank dessen Realität im watteweichen Reich der Phantasmagorie – zumal trotz jahrzehntelanger Suche weder ein Stuhl noch ein Taschentuch auftauchten, von Manuskripten ganz zu schweigen. War das Ganze womöglich bloß die x-te Aufbauschung eines im Kern realen, aber unbedeutenden Erlebnisses – wie Célines gesamtes fiktionales Œuvre, das durch und durch in der Biographie des Autors wurzelt? Wer so dachte, sieht sich jetzt eines Besseren belehrt. Der ganze „Krempel“ ist ebenso mysteriös wie mirakulös wieder aufgetaucht, wie die Tageszeitung Le Monde jetzt exklusiv berichtet. Ein voller Kubikmeter Schriftsachen, Abertausende von Manuskriptseiten! Diesen Fund eine Sensation zu nennen wäre krass untertrieben.

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