Verbale Aufrüstung unter Literaten
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Ein Schlagabtausch zieht Kreise: Schriftsteller Uwe Tellkamp (rechts) und Dichter Durs Grünbein bei der Diskussionsveranstaltung „Streitbar!“, wenige Tage vor Beginn der Leipziger Buchmesse. Bild: dpa
Vor der Leipziger Buchmesse droht der Streit um die Präsenz rechter Verlage zu eskalieren. Aber ist die Situation wirklich so verfahren?
Am Mittwochabend werden alle Ohren auf den neuen sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer gerichtet sein, wenn er erstmals bei der feierlichen Eröffnung der Leipziger Buchmesse spricht. Erwartet werden – nicht nur von ihm – Stellungnahmen zu jener Frage, die im Vorfeld der Messe mehr bewegt hat als die eigentlichen protokollarischen Glanzpunkte der Eröffnungsfeier: der Gastlandauftritt von Rumänien und die Verleihung des Buchpreises für Europäische Verständigung an die norwegische Autorin Åsne Seierstad. Die Leipziger Gretchenfrage jedoch lautet: Wie hältst du’s mit der Rechten? Und da befindet sich eine Buchmesse in Sachsen auf heiklerem Terrain als in Frankfurt am Main, wo es im vergangenen Herbst bereits zur Verwüstung eines rechten Verlagsstands und zu Übergriffen auf einen linken Verleger gekommen war.
Kretschmer ist am vergangenen Wochenende dem Schriftsteller Uwe Tellkamp beigesprungen, als dessen Verlag, Suhrkamp, nach dem öffentlichen Dresdner Disput mit Durs Grünbein in einem Tweet etwas Selbstverständliches festgestellt hatte: dass die Äußerungen von Autoren des Hauses nicht mit dessen Ansichten verwechselt werden dürften. Pikant war dabei, dass auch Grünbein Suhrkamp-Autor ist, aber die Distanzierung des Verlags mit dem Hashtag #tellkamp versehen war. Damit dürfte sich Tellkamp in seinem Vorwurf bestätigt sehen, dass es in Deutschland einen „linksliberalen Mainstream“ gebe, der auf abweichende Meinungen, besonders aus Ostdeutschland, „herabwürdigend und beleidigend“ reagiere.
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