Kochbuchkolumne „Esspapier“ : Für ein bisschen Eigenbau auf den Tisch
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Scheiden tut weh: Wie man das mit dem Kaninchenverzehr richtig angeht, steht in diesem Buch. Bild: dpa
Für das Thema Selbstversorgung interessieren sich nicht mehr nur knickrige Kohlrabi-Apostel. Der Forstwirt Peter Wohlleben gibt Tipps für das Schmoren eines Kaninchens aus dem heimischen Stall.
Rückblende: Im Jahre 1978 erschien im Maier-Verlag in Regensburg ein Buch, das ausgesprochen viele Liebhaber erreichte, weil es ein Thema früh und in begeisternder Qualität aufgriff, das sich erst langsam entwickeln sollte. Das Werk des britischen Farmers und Autors John Seymour (1914 bis 2004) hieß „Das große Buch vom Leben auf dem Lande“. Der Band war mit sehr schönen Zeichnungen illustriert, hatte keinen penetrant grünlichen Anstrich, sondern faszinierte mit allen erdenklichen Lösungen für Selbstversorger, die damals noch viel mit Hippies und Kommunen zu tun hatten.
Das löste etwa den Bau vieler Hügelbeete aus, von denen die meisten wieder verschwunden sind, weil schnell klar wurde, dass das Gestrüpp von Zweigen und Ästen auch ein vorzügliches Quartier für allerlei Gartenbewohner abgibt, die dann die Pflanzen von unten attackieren. Im Grunde war dieses Buch einfach viel zu gut: wunderbar im Reichtum der Anregungen, so dass es Phantasien realisierbar aussehen ließ, aber in seiner sagenhaften Perfektion weitgehend eine Fiktion.
Ein angenehm realistischer Blick
In der Zwischenzeit haben sich die Gedankenspiele um ein Leben auf dem Lande nicht etwa aufgelöst, sondern überraschend häufig konkretisiert – wenn auch in sehr unterschiedlichem Umfang. Und da kommt dieses im wahrsten Sinne des Wirtes sympathische Buch gerade recht. Es spielt dabei kaum eine Rolle, dass Peter Wohlleben studierter Forstwirt und damit so gut wie vom Fach ist. Als Förster bezog er ein altes Gehöft mit fünftausend Quadratmetern Grund, und dann ging es los – von ganz klein bis immer größer und mit immer höherem Selbstversorger-Anteil.
Dieses Buch hat gar nichts von der Alleswisser-Perspektive eines John Seymour, sondern zeichnet in vielen Punkten auch die zweifelnden Gedanken nach, ob man denn überhaupt so etwas hinbekommen kann. Und nach den Gedanken tun sich Tag für Tag ohnehin Schwierigkeiten auf, an die man noch nicht gedacht hat. So entsteht zwischen all den Informationen ein angenehm realistischer Blick auf die Selbstversorgung, hilfreich für sehr viele Leute, die vom kleinen Gemüsegarten bis zur Tierhaltung mit Gedanken an ländliche Aktivitäten spielen.
Von Rammelkontrolle bis Schnellkochtopf
Unter der Überschrift „Wie viel darf’s denn sein?“ wird zunächst das Terrain sondiert. Es gibt Überlegungen zu sinnvollen Flächengrößen, zum Arbeitsaufwand und zur Bodenpflege, und es geht sehr schnell schon um eins der ganz großen Probleme, nämlich den ökologisch einigermaßen korrekten Kampf mit allen möglichen tierischen und pflanzlichen Schädlingen, die auf so überraschend effektive Weise ganze Ernten zunichte machen können. Man erhält Informationen zu Materialien, Werkzeugen und Kleidung, bis dann endlich der zukünftige Selbstversorger reif für die echten Strategien ist.