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David Van Reybrouck „Revolusi“ : Gemordet wurde auf allen Seiten

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Mit Bambusspießen gegen eine geschwächte Kolonialmacht: Indonesische Männer nach der Proklamation der Unabhängigkeit im August 1945 Bild: Bridgeman

David Van Reybrouck erzählt bestechend von Indonesiens Weg in die Unabhängigkeit, überschätzt dessen globale Wirkung und endet mit Agitation.

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          Die Entstehung der modernen Welt ist ein beliebtes Thema der Globalgeschichte, jenes Genres, das den Blick auf regionsübergreifende Verflechtungen und Interdependenzen lenkt und die Überwindung ethnozentrischer Begrenztheiten verspricht. David Van Reybrouk versteht seine Monographie „Revolusi“ als Teil einer solchen historischen Betrachtung. Sein Ausgangspunkt sind die komplexen politischen Ereignisse im indonesischen Archipel, die in der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts nach blutigen Kämpfen zur Entstehung eines souveränen postkolonialen Staates führen sollten. Sowohl den Aufständischen und den Akteuren der ehemaligen niederländischen Kolonialmacht, die im Zentrum des Buches stehen, als auch Japan, Großbritannien und den Vereinigten Staaten werden eigene Kapitel gewidmet.

          Die sich durch den Zweiten Weltkrieg verändernden Machtverhältnisse in Europa und Asien bilden den Hintergrund der Erzählung über das mehrere Jahre dauernde Ringen um Unabhängigkeit, die immer wieder an kolonialen Beharrungskräften zu scheitern drohte. Über das Nationale hinausreichend sei zudem die Wirkung des Befreiungskampfes selbst gewesen. „Die Revolusi“, so Van Reybrouk, „schrieb einst Weltgeschichte – die Welt griff in sie ein und wurde durch sie verändert.“ Letztendlich, so sein Fazit, habe die indonesische Revolution sogar entscheidend zur internationalen politischen Neuordnung nach dem Zweiten Weltkrieg beigetragen. Weshalb sein Buch sowohl ein Stück indonesischer Nationalgeschichte als auch einen damit verzahnten Abschnitt der Weltgeschichte darstellt. Beide Perspektiven, die nationale wie die globale, werden vom Autor erzählerisch souverän gehandhabt.

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