Wie kann man heimisch werden in einem Schloss mit zwanzig Zimmern und Ritterrüstungen, umgeben von Menschen, die ein falsches Leben leben, in falschen Körpern mit falschen Partnern. Ela Angerer, 50, aus Wien, erzählt in ihrem Roman „Bis ich 21 war“ die Geschichte eines Aufwachsens in phantastischem Reichtum und irrem Unglück: „Während man abends noch ein Kuscheltier zum Einschlafen braucht, denkt man bereits über die vielen Männer und Frauen mit ihren verkehrten Biographien nach und fragt sich, wie man seine eigene Situation einschätzen würde, wenn man die Wahl hätte. Aber noch hat man keine.“ Ela Angerer ist eine Direktschreiberin, die Geschichte liest sich wie ihre eigene, die Bilder aus der Kindheit sind intensiv, überraschend, eindringlich. Die Mutter der Heldin wechselt gern ihre Männer, ihre Nasen, ihre Schlafmittel. Sie ist eine Getriebene, Schuld am Unglück trägt die Tochter zum Beispiel, von Anfang an. Gleichzeitig ist sie Vertraute für jedes dunkle Geheimnis. „Der Coca-Cola-Mann will mit mir durchbrennen, aber ich bin mir unsicher.“ Was sagst du, kleine Tochter dazu? Dass die Mutter sie nicht haben wollte, weiß das Kind schon, so lange es denken kann. Wieso sollte die Mutter es für sich behalten? Sie spielt Bridge mit Omar Sharif auf den Seychellen, bis er pleite ist, und gibt die Tochter ins Internat. Aufwachsen in prachtvollen Gefängnissen und mit französischen Chansons. Ihr Blick auf die Welt um sie herum ist röntgenhaft. Ela Angerers Stil lakonisch: „Man hatte Personal und noch keinen Krebs.“ Biographien in schwarze Tinte getaucht. „Bis ich 21 war“ - so lange dauert das Unglück. Da folgt: Paris. Heroin. Ein anderes Leben, ein gutes Buch.Ela Angerer: „Bis ich 21 war“. Deuticke, 192 Seiten, 18,90 Euro
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Bild: www.corn.at , Heribert CORN
Ela Angerer: Bridge mit Omar Sharif
Wie kann man heimisch werden in einem Schloss mit zwanzig Zimmern und Ritterrüstungen, umgeben von Menschen, die ein falsches Leben leben, in falschen Körpern mit falschen Partnern. Ela Angerer, 50, aus Wien, erzählt in ihrem Roman „Bis ich 21 war“ die Geschichte eines Aufwachsens in phantastischem Reichtum und irrem Unglück: „Während man abends noch ein Kuscheltier zum Einschlafen braucht, denkt man bereits über die vielen Männer und Frauen mit ihren verkehrten Biographien nach und fragt sich, wie man seine eigene Situation einschätzen würde, wenn man die Wahl hätte. Aber noch hat man keine.“ Ela Angerer ist eine Direktschreiberin, die Geschichte liest sich wie ihre eigene, die Bilder aus der Kindheit sind intensiv, überraschend, eindringlich. Die Mutter der Heldin wechselt gern ihre Männer, ihre Nasen, ihre Schlafmittel. Sie ist eine Getriebene, Schuld am Unglück trägt die Tochter zum Beispiel, von Anfang an. Gleichzeitig ist sie Vertraute für jedes dunkle Geheimnis. „Der Coca-Cola-Mann will mit mir durchbrennen, aber ich bin mir unsicher.“ Was sagst du, kleine Tochter dazu? Dass die Mutter sie nicht haben wollte, weiß das Kind schon, so lange es denken kann. Wieso sollte die Mutter es für sich behalten? Sie spielt Bridge mit Omar Sharif auf den Seychellen, bis er pleite ist, und gibt die Tochter ins Internat. Aufwachsen in prachtvollen Gefängnissen und mit französischen Chansons. Ihr Blick auf die Welt um sie herum ist röntgenhaft. Ela Angerers Stil lakonisch: „Man hatte Personal und noch keinen Krebs.“ Biographien in schwarze Tinte getaucht. „Bis ich 21 war“ - so lange dauert das Unglück. Da folgt: Paris. Heroin. Ein anderes Leben, ein gutes Buch.
Ela Angerer: „Bis ich 21 war“. Deuticke, 192 Seiten, 18,90 Euro
Wovon die wichtigsten Debüts in diesem Bücherherbst erzählen
Bücherherbst
Wovon die wichtigsten Debüts erzählen
Von Volker Weidermann
Kann man die Angst in ein Zimmer sperren? Ist Schönheit ein Orangenpapier? Kann eine Tätowiermaschine Menschen retten? Sieht man von oben den Plan, der unten nicht aufgeht? Sechs deutsche Debütanten der Saison.
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