F.A.Z.-Sachbücher der Woche : Schluss mit der Rosinenpickerei!
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Computermodelle von Calabi-Yau-Mannigfaltigkeiten, in denen die sechs zusätzlichen Dimensionen der Stringtheorie eingefaltet sind Bild: LAGUNA DESIGN/SCIENCE PHOTO LIBRARY
Brian Greene hält’s mit Paralleluniversen, Rodney Bolt erzählt das Leben Lorenzo da Pontes und Ulrich Pothast räsoniert über Freiheit und Verantwortung. Dies und mehr in den F.A.Z.-Sachbüchern der Woche.
Brian Greene hält’s mit Paralleluniversen, Rodney Bolt erzählt das Leben Lorenzo da Pontes und Ulrich Pothast räsoniert über Freiheit und Verantwortung. Dies und mehr in den F.A.Z.-Sachbüchern der Woche.
Noch ein Buch über Paralleluniversen - brauchen wir das wirklich? Nachdem nun schon Stephen Hawking, Leonard Susskind und so manch anderes Mitglied der internationalen physikalischen Großprominenz in populärwissenschaftlichen Büchern dargelegt haben, warum es mit einem Universum nicht getan sei, gesellt sich auch Brian Greene dazu. Der Professor an der New Yorker Columbia University ist zwar selbst keiner der ganz großen Mandarine der Theoretischen Physik, aber er ist der Autor des Bestsellers „Das elegante Universum“, der im Jahr 1999 die sogenannte Stringtheorie einer breiten Öffentlichkeit bekannt machte.
Trotz ihres Namens ist die Stringtheorie mitnichten eine physikalische Theorie. Weder gibt es einen fertigen Satz von Prinzipien oder Gleichungen, noch ist das, was sie beschreiben soll - Prozesse, bei denen sowohl Quanten- als auch Gravitationstheorie zum Tragen kommen -, bislang experimentell zugänglich. Es handelt sich eher um ein Geflecht theoretischer Ideen zu der Frage, wie diese beiden bislang miteinander inkompatiblen Theorien konzeptionell unter einen Hut gebracht werden könnten.
Mit Gespür für das Wesentliche
Dieses Ideengeflecht ist in der Tat von höchster Eleganz, hat aber ein paar Probleme, von denen eines durch das Postulat aus der Welt zu schaffen ist, es gebe außer dem uns zugänglichen Universum noch andere. Denn nach allem, was man über die mathematische Struktur der String-Idee weiß, passt sie nicht nur zu einem Universum, sondern zu einer ganzen „Landschaft“ aus einer absurd hohen Zahl gänzlich verschiedener Universen. Für viele Stringtheoretiker, darunter auch Greene, kann das nur bedeuten, dass alle diese theoretischen Möglichkeiten verwirklicht sein müssen, unser Universum also nur Teil eines Multiversums aus unzähligen Welten ist, in denen mitunter ganz andere physikalische Verhältnisse herrschen.
In seinem neuen Buch stellt Brian Greene nun nicht nur diesen Typ des „Landschafts-Multiversums“ vor, sondern auch noch acht weitere. Manche davon, etwa das „Quanten-Multiversum“, sind ebenfalls durch aktuelle Debatten und Probleme der theoretischen Physik motiviert, andere sind es weniger und wieder andere, namentlich das „Simulierte Multiversum“, gar nicht. Seinem wissenschaftlichen Interesse folgend, legt Greene den Schwerpunkt aber auf das Landschafts-Multiversum und die damit verwandten kosmologischen Multiversums-Ideen. Das sind nun genau jene, über die auch Greenes Kollegen schon ausführlich geschrieben haben. Trotzdem gibt es zwei Gründe, warum Greenes Buch alles andere als überflüssig ist.