Monopol in der Buchbranche : Autoren klagen Amazon an
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Amazon kontrolliert 65 Prozent aller E-Book-Verkäufe in Amerika. Bild: dpa
Buchhändler, Autoren und Agenten haben das amerikanische Justizministerium beauftragt, Amazons Praktiken auf dem Buchmarkt zu prüfen. Das Unternehmen missbrauche seine Monopolstellung.
Pünktlich zum Geburtstag des Internethändlers Amazon, der im Juli vor zwanzig Jahren sein erstes Buch auf dieser Plattform verkaufte, gehen in einer gemeinsamen Aktion Vertreter des amerikanischen Buchmarkts gegen den Konzern vor. Der Buchhändlerverband und diverse Vereinigungen von Autoren und Agenten haben am 13.Juli das amerikanische Justizministerium angerufen, um die Geschäftspraktiken von Amazon prüfen zu lassen. Die Justizbehörde ist in Amerika für die Kartellaufsicht zuständig.
Die Autorengruppe Authors United wirft Amazon vor, seine Macht im amerikanischen Buchmarkt zu missbrauchen. Amazons Monopolstellung habe „einen schlechten Einfluss auf die Meinungsfreiheit und die Gesundheit der amerikanischen Buchindustrie“, heißt es in dem Brief. Am selben Tag verschickte der amerikanische Buchhändlerverband ABA ein Schreiben an das Ministerium mit der Bitte, die Argumente von Authors United zu prüfen. ABA-Präsident Oren Teicher sieht diesen Schritt im Zusammenhang mit den Kartellrechtsuntersuchungen der EU-Kommission, die zurzeit in Europa gegen Amazon laufen. Teicher zufolge hat Amazons Geschäftstaktik im vergangenen Jahr nun auch in Amerika die Frage aufgeworfen, ob das Unternehmen eine Monopolstellung einnehme und Regierungshandeln damit erforderlich geworden sei.
Die Vielfalt des Buchangebots
Damit bezieht sich Oren Teicher auf die Verhandlungen, die Amazon im vergangenen Jahr mit der Hachette Book Group führte. Dabei hatte Amazon massiven Druck auf den Verlagskonzern ausgeübt. So waren Buttons für die Vorbestellung von Hachette-Titel von der Amazon-Website entfernt und die Auslieferung von Hachette-Büchern verzögert worden. Der Streit, der die Branche monatelang in Atem hielt, war schließlich beigelegt worden, über die Details wurde nichts bekannt. Der Ökonom Paul Krugman schrieb seinerzeit in der „New York Times“, Amazon sei weniger ein Monopolist, sondern vielmehr ein „Monopsonist“, der als großer Einkäufer die Macht habe, die Preise zu drücken.
Der Authors Guild zufolge kontrolliert Amazon in Amerika inzwischen mehr als 75 Prozent aller Online-Verkäufe gedruckter Bücher, 65 Prozent aller E-Book-Verkäufe und vierzig Prozent aller neu erworbenen Bücher. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, der gegen Amazon eine Kartellbeschwerde eingereicht hat, begrüßt den amerikanischen Widerstand. Es gehe bei der Kritik an der Monopolisierung des Buchmarktes durch Amazon nicht nur um die Vielfalt der Anbieter, sondern um die Vielfalt des Buchangebots und also „um unsere Kultur“, kommentierte der Börsenverein-Geschäftsführer Alexander Skipis.
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