Biographie von Ava Gardner : Die Geister, die sie nachts anrief
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Ava Gardner 1946 in „The Killers“ Bild: picture-alliance / Mary Evans Picturs Library
Es ist vielleicht nicht verwunderlich, dass ihr Biograph sich weniger für Ava Gardner als Schauspielerin interessiert als für ihr Privatleben. Allerdings ist die Schamlosigkeit, mit der er dies tut, zumindest ungewöhnlich.
Es ist meines Wissens nach immer noch nicht abschließend geklärt worden, ob Ava Gardner (1922-1990) eine begnadete Schauspielerin war - doch eine Autobiographie wie das soeben erschienene Buch „Ava Gardner - The Secret Conversations“ hat sie nicht verdient. Niemand hat eine solche Biographie verdient. Und dass ihr Co-Autor, der englische Journalist Peter Evans, letzten Sommer im Alter von 78 Jahren starb, ist natürlich traurig, aber es ändert nichts daran, dass er hier nun ein besonders unangenehmes Buch veröffentlicht hat.
Ava Gardner hatte ihre Glanzzeit in den 40er und 50er Jahren. Sie stammte aus einer Kleinstadt in North Carolina - ärmliches Elternhaus, jüngstes von acht Geschwistern. Mit 18 Jahren besuchte sie ihre Schwester in New York. Deren Mann, ein Fotograf, machte Fotos von ihr und hängte diese ins Schaufenster seines Ladens. Jemand aus dem Filmgeschäft lief vorbei, sie wurde zu Probeaufnahmen eingeladen, nach deren Sichtung der MGM-Chef Louis B. Mayer begeistert telegraphiert haben soll: „Sie kann nicht spielen. Sie kann nicht sprechen. Sie ist umwerfend. Nehmt sie unter Vertrag!“ So kam sie nach Hollywood.
Dass wohl nur wenigen Menschen auf Anhieb Titel von Filmen mit Ava Gardner einfallen dürften, mag daran liegen, dass sie nicht in allzu vielen Filmen mitgespielt hat, die man sich heute noch mit Vergnügen anschauen kann. „The Killers“ von Robert Siodmak ist einer - ein film noir, wenn es je einen gegeben hat, mit finsteren Ganoven, Schießereien und einem einsamen Detektiv, aus dem Jahr 1946. Damit hatte sie ihren Durchbruch, und die Rolle war ihr wie auf den Leib geschrieben: eine Frau, die nicht viel mehr zu tun hatte, als atemberaubend schön zu sein. Ava Gardner war damals 24 Jahre alt - und sie war atemberaubend schön. Göttliche Augenbrauen, sinnlicher Mund, lockige dunkle Haare, dazu ein Gang, der oft als katzengleich beschrieben wurde. Die Männer lagen ihr zu Füßen, und wie zum Beweis war sie zu diesem Zeitpunkt bereits zweimal geschieden. Von dem Schauspieler Mickey Rooney, einem seinerzeit berühmten Teenie-Schwarm, der aussah wie ein kleiner Junge, bei Frauen aber unerhört viel Erfolg gehabt haben soll; und von dem Klarinettisten und Bandleader Artie Shaw, dessen Versuche, aus Ava eine Intellektuelle zu machen, in ähnlich großem Stil scheiterten wie die Arthur Millers bei Marilyn Monroe. Anschließend sollte sie für ein paar Jahre vom Heiraten Abstand nehmen - nicht jedoch, keineswegs jedoch, von Männern.
„Ava Gardners ganzes Leben“, schreibt Evans, „war von ihrer Schönheit bestimmt und von den vielen und unterschiedlichen Liebhabern, die sie umgarnten - und die sie berühmtermaßen verschlang. In einer anderen Epoche, in einer anderen Welt, wäre sie eine grande horizontale gewesen. Unter denjenigen, die sie verführt hatte oder von denen sie verführt worden war, die sie geheiratet hatte und von denen sie geschieden war, mit denen sie gelebt und die sie verlassen hatte, waren einige der berühmtesten Namen des zwanzigsten Jahrhunderts.“