Eine schreckliche Familie wird besichtigt
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Literatur aus dem zukunftslosen Zwischenreich: Christoph Geiser bei einer Lesung in der DDR am 17. Mai 1984 Bild: Picture Alliance
Im Tal warten die Skilehrer: Eine Werkausgabe des Schweizer Autors Christoph Geiser
Es sei die „indirekte Beleuchtung des psychischen Raums“, in der dieser Erzähler seine große Stärke besitze, das vorsichtige, penible Entlanggleiten an der „Oberfläche der Dinge“ und den „topographischen Verhältnissen“, das immer wieder urplötzlich in das kategorische Urteil kippt, hier nicht sein, etwas nicht tun zu können. „Keines der Hauptthemen der Romandichtung“ stehe hier mehr im Mittelpunkt, nicht die Liebe, nicht irgendeine Form menschlicher Konfliktstellungen überhaupt, nur die Droge des Selbst. Und doch kommt Josef Quack am 11. März 1978 auf der Literaturseite der F.A.Z. zu dem Schluss, dass jenem jungen Autor aus der Schweiz – einem Kommunisten, der lieber ins Gefängnis ging, als sich von der Schweizer Armee rekrutieren zu lassen – „ein bemerkenswerter Roman“ gelungen sei.
Der Gegenstand von Quacks ausführlicher Besprechung ist Christoph Geisers „Grünsee“; und so deutlich sich auch die historische Patina der Rezension in ihrer Erleichterung über das Abstehen des Romans von politischer Agitation und „von einem exhibitionistischen Drang diktierter literarischer Selbstenthüllung“ abzeichnet, so hellsichtig erkennt sie in Geisers Romandebüt ein ambitioniertes poetisches Projekt. Ein Projekt, das sich im Lauf der folgenden Jahrzehnte über ein großes Œuvre erstrecken wird und sich nun, dank der seit diesem Jahr bei Secession erscheinenden Ausgabe der Werke Christoph Geisers, wieder von Neuem entdecken lässt.
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