Autorin Vendela Vida : Spring, jetzt!
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Die amerikanische Schriftstellerin Vendela Vida Bild: Chloe Aften
Vendela Vida, Schriftstellerin, Herausgeberin der Zeitschrift „The Believer“ und Ehefrau von Dave Eggers, hat ein neues kluges und witziges Buch geschrieben. Es ist ein Selbstgespräch.
Vor einigen Jahren lief im Kino ein Film von Sam Mendes, dem Regisseur von „Jarhead“ und „American Beauty“ und natürlich auch der letzten „James Bond“-Filme. „Away We Go“, so hieß dieser Film, war im Grunde ein Roadmovie, in dem ein Paar Anfang dreißig vor der Geburt ihres ersten Kindes von Colorado aus aufbrach und alle möglichen alten Freunde abklapperte, in Phoenix, Tucson, Montreal und Miami, um einen neuen Ort zum Leben zu finden, einen, an dem es sich lohnt, zu bleiben. Das Drehbuch, das sehr lustig war, poetisch und ziemlich verrückt, hatte der amerikanische Schriftsteller Dave Eggers zusammen mit seiner Frau geschrieben: Vendela Vida.
Wer sich in einer Buchhandlung in Amerika schon mal die Zeitschrift „The Believer“ gekauft hatte, kannte diesen Namen. Denn Vendela Vida gehört neben Heidi Julavits und Ed Park zu den Herausgebern des Magazins, das sie mit Eggers gegründet hatten, als es damit anfing, dass in Zeitungen und Zeitschriften immer weniger Platz war für literarische Themen. Wo die anderen immer mehr Zeilen sparten, wurde der „Believer“ immer ausführlicher und länger, druckte große Essays und Interviews: Zadie Smith sprach mit Ian McEwan, Jonathan Lethem mit Paul Auster, Vida selbst mit Joan Didion. So etwas gab und gibt es so nicht noch mal. Dreizehn Jahre machen sie den „Believer“ jetzt schon, dem letzten Editorial konnte man entnehmen, wie sehr sie dabei auf die Abo-Hilfe der Leser angewiesen sind.
Bitte mal merken, liebe Verleger!
Daneben schrieb Vida Romane, die auch ins Deutsche übersetzt wurden. Richtig bekannt wurde sie hier nicht damit, was einen aber auch nicht wundert, wenn man sich diese Bücher ansieht: Auf den Umschlägen sieht man orientalische Glaslampen, in Dunkelrot getauchte Winterbäume, eine Frau im Schnee. Aus dem sehr schönen englischen Titel „Let the Northern Lights Erase Your Name“ (das Buch spielt in Lappland) hat man im Deutschen lieber „Weil ich zu spät kam“ gemacht, wahrscheinlich, weil das frauenmäßiger klingt, gut zu den frauenmäßigen Umschlägen passt und sich das, weil es so frauenmäßig ist, besser verkauft. Dachte man. Hat es aber nicht (bitte mal merken, liebe Verleger!), einmal abgesehen davon, dass Vidas erste Romane von Wut und Gewalt handeln, sich also nicht gerade im warm-romantischen Schein roter Dekolampen abspielen.
Jetzt ist aber alles anders. Jetzt erscheint nach einem Verlagswechsel zu Aufbau der in England und Amerika gefeierte neue Roman von Vendela Vida, „The Diver’s Clothes Lie Empty“, auf Deutsch: „Des Tauchers leere Kleider“. Er kommt daher mit einer modernen Illustration und Typographie auf dem Cover. Der Titel ist ein Zitat aus einem Gedicht von Rumi, einem bedeutenden persischen Dichter des Mittelalters. Im Roman kommt das Gedicht ganz vor. Die Protagonistin nimmt ein Buch aus einem Regal und liest es sich durch, womit ungefähr klar ist, wo wir uns befinden: nämlich im arabischen Raum, genauer gesagt in Casablanca, Marokko – allerdings an einem Ort in Casablanca, das ist für den Roman nicht ganz unwichtig, an dem englische Übersetzungen persischer Gedichte im Regal stehen.