Sie ist immer bereit, uns im Gespräch zu verführen
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Ist stolz darauf, viele Menschen ermutigt zu haben: Alice Schwarzer Bild: Maximilian Mann/Laif
Alice Schwarzer ist Deutschlands bekannteste, lauteste und wichtigste Feministin. Den „Stern“ hat sie verklagt, für die „Bild“ hat sie gearbeitet. Am heutigen Samstag wird sie achtzig Jahre alt.
Es wäre ein Fehler, Alice Schwarzers Angriffslust auf einen Mangel an Reflexion zurückzuführen. Genauso falsch wäre es, ihre Vorliebe für humorvolle Zuspitzungen als Beleg eines vielleicht doch nur oberflächlichen Engagements für die Sache zu betrachten. Die Sache heißt Feminismus und wurde als Label, Masche und debattentaugliche Platzpatrone inzwischen so oft verwässert und überstrapaziert, dass ihr Kern mitunter nur noch schemenhaft zu erkennen ist.
Schwarzer legt ihn immer wieder frei und sagt seit 1977, als sie im Alter von fünfunddreißig Jahren die Zeitschrift „Emma“ gründete, wo es emanzipatorisch langzugehen hat. Mit ihrem fein justierten Objektifizierungsradar spürt sie alles auf, was für Frauen bedrohlich werden könnte, um es zu sezieren und bloßzustellen: Prostitution, religiöser Fundamentalismus, Paragraph 218, Pornographie, Helmut Newtons Fotos, sexistische Zeitschriftencover. Letztere waren für Schwarzer und neun Mitstreiterinnen eine solche Zumutung, dass sie 1978 gegen den damaligen „Stern“-Chefredakteur, Henri Nannen, und den Verlag Gruner + Jahr klagten.
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