Lange Zeit ist er früh ans Zeichenbrett gegangen
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Bisweilen sagt ein Bild mehr als jede Sprechblase: Im Mylord von Madame Swann fährt der Erzähler mit zum Bois de Boulogne. Bild: Stéphane Heuet/Knesebeck Verlag
Ein Lebenswerk im Dienste des Lebenswerks eines anderen: Nach mehr als zwanzig Jahren beendet Stéphane Heuet seine Comicadaption von Marcel Prousts Romanzyklus „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“.
Heute endet sie: die lange Gedenksaison für Marcel Proust, die mit der Feier seines hundertfünfzigsten Geburtstags im Juli 2021 begonnen und am hundertsten Todestag im November 2022 ihren Höhepunkt erreicht hatte. Noch aber läuft in der französischen Nationalbibliothek die beeindruckendste von gleich drei Pariser Großausstellungen zu den Jahrestagen, und an Publikationen von und über Proust herrschte in den letzten achtzehn Monaten kein Mangel, weder in Frankreich noch in Deutschland. Darunter ist auch der Abschlussband eines Projekts, das dessen Autor mehr Zeit gekostet hat als jene knapp anderthalb Jahrzehnte, die Proust von der ersten Ideenskizze an für die Abfassung des schließlich mehr als viertausendseitigen Romanzyklus „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ (À la Recherche du temps perdu) noch vergönnt waren. Stéphane Heuet nämlich verbrachte ein Vierteljahrhundert damit, dieses Riesenwerk als Comic zu gestalten.
Als der bisherige Werbezeichner 1997 damit begann – als Comic-Autodidakt, der aber über etwas verfügte, was damals noch wenige Kollegen im neuen Fach besaßen: Computergraphikkenntnisse –, hatte Stéphane Heuet vor, tatsächlich den gesamten Romanzyklus zu adaptieren. Und er zeichnete denn auch zunächst „Combray“, die Kindheitsgeschichte von Prousts Ich-Erzähler, die auch den Auftakt der Romanhandlung bildet. 1998 kam Heuets erster Band in Frankreich heraus: sechzig Seiten Comic für 250 Seiten Roman. Bis er ins Deutsche übersetzt wurde, vergingen zwölf Jahre, während derer der 1957 geborene Heuet bereits vier weitere Proust-Alben veröffentlicht hatte. Denjenigen, die diese französischen Fortsetzungen verfolgten, wurde klar, dass Heuet es ernst meinte. Und dass er sich genau deshalb große Probleme eingehandelt hatte.
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