Als wäre die Berliner Mauer ein lästiges Möbel
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Geheimagent Harry Palmer, gespielt von Michael Caine, beim Kaffeemahlen in dem Film „Die Ipcress-Datei“ von Sidney J. Furie (1965). Bild: Picture Alliance
In den großartigen Spionageromanen des 93 Jahre alten britischen Schriftstellers Len Deighton spielen Berlin und die Deutschen eine Hauptrolle – warum liest ihn dann bei uns keiner mehr?
Manchmal schwimmen Schriftstellernamen einfach so mit wie Fische in einem großen Schwarm. Len Deighton war für mich lange so ein Name, und wäre er ein Fisch, hätte er eine zurückhaltende Farbe, sonst wäre er mir früher aufgefallen. Fast immer fiel sein Name im Zusammenhang mit den größten Autoren des Spionage-Genres, und die anderen waren: Ian Fleming, Eric Ambler und John le Carré (er fehlte nie), manchmal auch Somerset Maugham als ehrwürdiger Vorläufer oder Graham Greene als „literarischer“ Irrläufer in den billigeren Zonen. Aber ganz so wichtig muss man den Unterschied zwischen ernster und unterhaltender Literatur nicht mehr nehmen, die Briten tun es ja auch nicht. Bei ihnen genießen Autoren Unsterblichkeit, die im Deutschen Schwierigkeiten hätten, als seriös zu gelten.
Unterdessen hat die Englisch sprechende Nachwelt ein Urteil gefällt, das an Klarheit nichts zu wünschen übrig lässt. Nach Eric Ambler und John le Carré wurde im vergangenen Jahr auch Len Deighton in die hoch angesehene Reihe der „Modern Classics“ des Penguin-Verlags aufgenommen. Mit der Besonderheit, dass er noch deutlich mehr geschrieben hat als seine beiden verstorbenen Kollegen: Die Liste mit 2021 neu veröffentlichten Deighton-Werken umfasst 31 Bände, darunter auch Bücher von 600 Seiten.
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