Das Werwolf-Syndrom
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Arbeitsplatz für Eliten – der frühere Kuppellesesaal der Staatsbibliothek zu Berlin in den dreißiger Jahren Bild: Ullstein Bild - Mauritius
Warum wandte sich die Mitte der Gesellschaft von der Weimarer Republik ab? Der Historiker Ulrich Herbert über sein Buch „Wer waren die Nationalsozialisten?“ und über den Verrat der Eliten an der deutschen Demokratie.
Ihr neues Buch schlägt einen Bogen vom Deutschen Kaiserreich über die Weimarer Republik und den Nationalsozialismus bis heute. Im Grunde geht es immer um dieselbe Frage: Wie konnte der Nationalsozialismus passieren? Nach dem Ersten Weltkrieg war die politische Rechte am Boden. Wie erschuf sie sich neu?
Wir sehen im Grunde zwei Bewegungen. Auf der einen Seite die Traditionsrechte. Sie sammelt die Konservativen und die Nationalliberalen, die sich während des Krieges schon mit Gruppen wie dem Alldeutschen Verband zur Vaterlandspartei zusammengeschlossen hatten und in engem Kontakt zur Militärführung standen. Auf der anderen Seite die neue Welt der jungen völkischen Rechten, durch den Krieg radikalisiert und kampfbereit: die nationalistischen Verbände, die Freikorps, die studentischen Antisemiten. Die akzeptieren die Massengesellschaft, aber nicht die Kultur der Moderne. Ihr Ziel ist die plebejisch gestützte Diktatur. Tatsächlich waren beide Richtungen durch eine Vielzahl von Organisationen und personellen Verbindungen eng miteinander verknüpft. Bei allen Konflikten und Widersprüchen verstanden sie sich doch als gemeinsames „nationales Lager“.
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