Büchnerpreis für Lukas Bärfuss : Ein streitbarer Preisträger
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Er fordert Rechenschaft: Lukas Bärfuss. Bild: dpa
Der Schweizer Romanautor, Dramatiker und Essayist Lukas Bärfuss erhält die wichtigste literarische Auszeichnung in Deutschland. Sein Œuvre ist engagierte Literatur im besten Sinne.
Der Schweizer Schriftsteller Lukas Bärfuss wird mit dem Georg-Büchner-Preis 2019 geehrt. Das teilte die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt mit. Der mit 50.000 Euro dotierte Preis gilt als wichtigste literarische Auszeichnung in Deutschland.
Wer sein Werk in den vergangenen Jahren verfolgt hat, weiß, dass Sujets wie Sterbehilfe, Selbstmord und Genozid diesen Autor nicht schrecken, vielmehr schreibt Lukas Bärfuss darüber ernsthaft, emphatisch, eingreifend und mit großer sprachlicher Virtuosität – sein Œuvre ist engagierte Literatur im besten Sinne.
Die Darmstädter Jury würdigt Bärfuss als „einen herausragenden Erzähler und Dramatiker der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur“, dessen Dramen und Romane „mit hoher Stilsicherheit und formalem Variationsreichtum“ immer wieder „neu und anders existentielle Grundsituationen des modernen Lebens“ erkundeten. Dies seien Qualitäten, die auch die Essays des Autors prägten, „in denen er die heutige Welt mit furchtlos prüfendem, verwundertem und anerkennendem Blick begleitet.“
2015 hatte Bärfuss mit dem Artikel „Die Schweiz ist des Wahnsinns“ in der F.A.Z. drei Tage vor der Parlamentswahl empörte Reaktionen und eine enorme gesellschaftliche Kontroverse ausgelöst, indem er eine essayistisch angelegte Fundamentalkritik am politischen, sozioökonomischen und kulturellen Zustand seines Landes übte.
Zu den bekanntesten Werken des vielfach ausgezeichneten Autors gehören die Romane „Hundert Tage“ über den Völkermord in Ruanda und „Koala“ über den Suizid seines Bruders sowie das Bühnenstück „Die sexuellen Neurosen unserer Eltern“.
Die Akademie vergibt die Auszeichnung seit 1951 an Schriftsteller, die in deutscher Sprache schreiben. Die Preisträger müssen „durch ihre Arbeiten und Werke in besonderem Maße hervortreten“ und „an der Gestaltung des gegenwärtigen deutschen Kulturlebens wesentlichen Anteil haben“, heißt es in der Satzung.
Zu den Preisträgern gehören Max Frisch (1958) und Günter Grass (1965). Im vergangenen Jahr wurde die Schriftstellerin Terézia Mora ausgezeichnet. Namensgeber ist der Dramatiker und Revolutionär Georg Büchner („Woyzeck“). Er wurde 1813 im südhessischen Goddelau bei Darmstadt geboren und starb 1837 in Zürich. Die Auszeichnung wird am 2. November in Darmstadt verliehen.
Die Preisträger seit dem Jahr 2000
2019 Lukas Bärfuss
2014 Jürgen Becker
2013 Sibylle Lewitscharoff
2012 Felicitas Hoppe
2011 Friedrich Christian Delius
2010 Reinhard Jirgl
2009 Walter Kappacher
2008 Josef Winkler
2007 Martin Mosebach
2006 Oskar Pastior
2005 Brigitte Kronauer
2004 Wilhelm Genazino
2003 Alexander Kluge
2002 Wolfgang Hilbig
2001 Friederike Mayröcker
2000 Volker Braun