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Paul Auster im Gespräch : Clint Eastwood hat zwei Gehirne

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Paul Auster in seiner Wohnung in Park Slope, Brooklyn

Paul Auster in seiner Wohnung in Park Slope, Brooklyn Bild: Mark Mahaney/Redux/laif

Über die Wut des türkischen Premiers, politisch denkende Regisseure und Amerika vor der Wahl: ein Gespräch mit dem Schriftsteller Paul Auster, dessen Roman „Sunset Park“ gerade in Deutschland erschienen ist.

          6 Min.

          Kennen Sie das Buch „Battlefield Earth“ von L. Ron Hubbard, dem Gründer der Scientology-Sekte und Verfasser von Science-Fiction-Romanen?

          Nein.

          Es ist das Lieblingsbuch von Mitt Romney. Zumindest war es das mal, bevor er sich korrigierte und in einem späteren Interview die Bibel als sein Lieblingsbuch nannte. Die „Twilight“-Saga gefällt ihm aber auch sehr gut. Hat er auch mal gesagt.

          Um Himmels willen, Romney liest das Zeug? Das ist für Kinder, oder nicht? Vampirbücher für Kinder. Das ist ein Mann, der eine Harvard-Ausbildung hat, und er liest so was? Kein Wunder, dass ich ihn so wenig leiden kann.

          Michael Moore sagte gerade, die Menschen sollten schon mal üben, die Worte „Präsident Romney“ zu sagen. Glauben Sie auch, dass Romney die Wahl gewinnen wird?

          Nein, ich glaube, Obama wird gewinnen. Ich kann es natürlich nicht garantieren, und ich hab’ mich auch früher schon geirrt, aber Romney schafft es einfach nicht, Interesse zu generieren. Die Leute werden nicht warm mit ihm. Dazu kommt, dass er keine Lösungen anzubieten hat. Er hat keine Ideen. Und es ist so offensichtlich, dass er und sein Vize Paul Ryan solche Ober-Lügner und Heuchler sind. Egal, wie schwer die letzten vier Jahre auch waren, die meisten Amerikaner mögen Obama gern. Jetzt mal abgesehen von den Fanatikern, die ihn gerne tot sähen und wirklich richtig hassen.

          Wird er nicht von vielen als zu schwach fürs Präsidentenamt gesehen?

          Glaube ich nicht. Was die Außenpolitik angeht, ist dieser Mann ein Tiger. Er lässt Menschen töten, lässt Bomben aus Drohnen abwerfen, nein, nein, er ist tough. Tougher als alle anderen, an die ich mich erinnern kann. Die Republikaner sind solche Heuchler - in der Minute, in der Obama gewählt war, haben sie geschworen, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, ihn fertigzumachen, zu zerstören. Sie haben alles blockiert, was er angeregt hat, jedes neue Gesetz verhindert. Und wegen dieser abscheulichen Regeln, die wir in unserer Politik haben, insbesondere das Filibuster . . . Wissen Sie, was das ist?

          Erklären Sie es gerne noch mal.

          Es ist eine Ermüdungstaktik, die nicht in der Verfassung steht, im Senat aber eine Art Hausregel ist: Wenn jemand die Erlaubnis hat, im Senat zu sprechen, kann er das tun, solange er will. Nicht nur eine Stunde, er kann drei Wochen lang sprechen, einen Monat, ein Jahr. Er kann sprechen, bis er eben aufhört damit - und solange er spricht, sind alle Aktivitäten der Regierung unterbrochen. Die einzige Möglichkeit, einen Sprecher dazu zu bringen, sich wieder hinzusetzen, ist durch eine Abstimmung, die 60 zu 40 ausgeht. Also drohten die Republikaner jedes Mal, wenn die Demokraten über ein neues Gesetz abstimmen wollten, mit Filibuster. Und die Demokraten haben keine 60 zu 40 Mehrheit, also wurden in den letzten zwei Jahren keine neuen Gesetze auf den Weg gebracht. Nichts getan, um dem Land aus seinen Problemen zu helfen. Es geschah überhaupt nur etwas, wenn Obama etwas durch Executive Order erließ, etwa die Kinder illegaler Einwanderer nicht zu deportieren.

          Hat Obama Fehler gemacht?

          Der einzige Fehler, den er begangen hat, war, nach seinem Wahlerfolg zu glauben, dass er alle Seiten zusammenbringen könne. Er hat nicht verstanden, wie hasserfüllt der rechte Flügel ist. Überhaupt, wie rechts die Republikaner geworden sind. Aber er hat dazugelernt. Und er wird gerade ziemlich ungemütlich. Und attackiert. Und es gefällt mir, das zu sehen.

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