Einreiseverbot für Ilija Trojanow : Deutscher P.E.N. fordert Aufklärung
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Ilija Trojanow hat ein Buch über Überwachung geschrieben und mit Juli Zeh Kanzlerin Merkel in einem offenen Brief aufgefordert, gegen die NSA-Datenschnüffelei vorzugehen. Jetzt wurde ihm die Einreise in die Vereinigten Staaten verweigert. Der deutsche P.E.N. fordert Aufklärung.
Am Montag wollte Ilija Trojanow von Brasilien in die Vereinigten Staaten fliegen, wo er zu einem Germanistenkongress eingeladen war. Beim Einchecken in Salvador da Bahia verkündete man ihm, dass ihm die Einreise untersagt sei. Eine Begründung dafür erhielt er nicht. Von Juli Zeh, Trojanows Co-Autorin bei dem 2009 erschienen Buch „Angriff auf die Freiheit“ und Mitinitiatorin seines Protestbriefs wegen der NSA-Affäre, der in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ veröffentlicht wurde und auf der Petitionsplattform change.org mehr als 70.000 Unterzeichner gefunden hat, erfuhr FAZ.NET, dass der Schriftsteller einen Tag lang in der brasilianischen Stadt festsaß. Inzwischen befindet er sich nach Angaben seines Verlags auf der Heimreise nach Deutschland.
Ilija Trojanow ist in diesem Jahr schon einmal das Visum für die Einreise in die Vereinigten Staaten verweigert worden, aber damals war es ihm mit Hilfe einer amerikanischen Universität, die ihn als Dozent eingeladen hatte, im zweiten Versuch doch noch gelungen, das Visum zu ergattern. Der 1965 in den bulgarischen Hauptstadt Sofia geborene Schriftsteller ist mit seiner Familie 1971 nach Deutschland geflohen, wo sie politisches Asyl erhielt. Seitdem ist Trojanow deutscher Staatsbürger; heute lebt er in Wien.
Kaum ein anderer deutscher Autor hat sich in den letzten Jahren so sehr für die Entwicklung der globalen Gesellschaft interessiert. Trojanow gibt Buchreihen mit Reise- und Reportageliteratur aus aller Welt heraus und hat selbst zahlreiche Länder besucht. Für einige Jahre lebte er in Kenia. Er und Juli Zeh vermuten, dass ihr gemeinsames aktuelles Engagement gegen die Überwachungspraxis der amerikanischen Behörden der Grund für Trojanows Einreiseverbot ist.
Als Präsident und im Namen des deutschen P.E.N. hat Josef Haslinger die Bundesregierung aufgefordert, den Fall umgehend aufzuklären. Diese Kollegen haben sich der Forderung angeschlossen:
Juli Zeh
Eva Menasse
Michael Kumpfmüller
Marlen Pelny
Moritz Rinke
Hilal Sezgin
Jan Christophersen
Annika Reich
Micha Brumlik
Roman Graf
Michael Krüger
Jo Lendle
Christian Kreis
Priya Basil
Tilman Spengler
Ron Winkler
Anke Bastrop
Michael Augustin
Mareike Krügel
Artur Becker
Kristof Magnusson
Steffen Kopetzky
Tanja Dückers
Ulrike Draesner
Marica Bodrozic
Friedrich von Borries
Kurt Drawert
Annett Gröschner
Charlotte Roos
Isabel Cole
Christoph Giesa
Sherko Fatah
Carolin Emcke
Norbert Niemann
Mirko Bonné
Josef Haslinger