Auch das ist Juristenlatein: verständlich, knapp, provokant, albern
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Kennt die herrschende Meinung, hat seine eigene: Uwe Wesel im Jahr 1995. Bild: Brigitte Friedrich
Kein deutscher Jurist erreicht mit Fachlichem ein so großes Lesepublikum: Der Rechtshistoriker Uwe Wesel feiert seinen neunzigsten Geburtstag.
Mit rund fünfzig Jahren beschloss der Juraprofessor Uwe Wesel, keine Krawatte mehr zu tragen. Das war Anfang der Achtzigerjahre, und dem Rebellen auf dem Katheder schien sie plötzlich ein bürgerliches Relikt. Erstaunlich spät, bedenkt man seine Achtundsechziger-Vergangenheit. Der junge Privatdozent kam aus München an die FU Berlin und wurde 1969 ebenso schnell Vizepräsident, wie er das Amt vier Jahre später wieder niederlegte, zermürbt von Grabenkämpfen der politischen Lager und Blockaden auch innerhalb der Linken. Er machte Erfahrungen in progressiven, aber verdreckten Berliner WGs und versnobt-konservativen Kreisen. In diesen war NS-Vergangenheit geduldet, eine Sitzblockade aber ein Skandal.
In München hatte Wesel nicht promovieren können, weil seine Noten der juristischen Fakultät zu schlecht waren („befriedigend“); aus Westberlin heraus führte kein weiterer Ruf mehr, weil seine politische Haltung den anderen Jura-Fakultäten in Westdeutschland zu links war. So behielt er den FU-Lehrstuhl für römisches Recht und bürgerliches Recht bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2001 und schrieb in einer Odyssee durch das gesamte Weltall des Rechts einzigartige Bücher.
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