Warum sollten sie sich die Sprache wegnehmen lassen?
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Auch Else Lasker-Schüler entkam den Nazis nur knapp nach Israel, dichtete aber weiter in Deutsch. Bild: ullstein bild - ullstein bild
Viele deutschsprachige Juden sind nach Israel gegangen, doch durch die Schoa war Deutsch dort verpönt. Im Dichterkreis Lyris hielt man ihm die Treue.
Manfred Winkler, gebürtig 1922 aus der rumänischen Bukowina, war Dichter, Übersetzer, Maler und Bildhauer. Zwei Jahre jünger als Paul Celan, hat er im Gegensatz zu ihm noch den Weg nach Israel gefunden. Und gab dort das seltene Beispiel eines auch im Hebräischen reüssierenden Dichters ab, der seine ersten deutschsprachigen Veröffentlichungen im Rumänien der Fünfzigerjahre und später auch in Deutschland publiziert hatte. Hebräisch lernte Winkler nach seiner Ankunft in Israel 1959 als „Analphabet“, aber schon nach wenigen Monaten schrieb er ein erstes Gedicht in der neuen Sprache, publizierte wenige Jahre später seinen ersten, aufsehenerregenden Gedichtband und erhielt später den großen Preis des Ministerpräsidenten für seine hebräische Lyrik.
Ein entscheidender Impuls für Winklers Weiterdichten in der deutschen Muttersprache nach seiner Emigration aus Rumänien nach Israel war die dortige Begegnung mit einer Gruppe deutschsprachiger Lyrikerinnen und Lyrikern, in der über Jahrzehnte hinweg die Sprache der Kindheit gepflegt wurde. Lyris – wie die lose Gruppe sich nannte – stellte das ungewöhnliche und nicht immer kommode Beispiel einer sprachlichen Behauptung des Deutschen in Israel dar.
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