Im Reich der Kröten
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Was tut der Kopf bei Komplikationen im Landeanflug? Das kann man vorher nicht wissen, womöglich betet er das Vaterunser. Bild: picture-alliance/ dpa
Es gibt keinen rationalen Grund, Dinge, die man nicht weiß, als wahr zu akzeptieren: Glauben ist eine Herausforderung. Ausgerechnet bei der katholischen Autorin Elisabeth Langgässer tun sich da allerdings Abgründe auf.
Ich hatte immer Probleme mit dem Glauben. Und ich meine nicht, mit seinen Inhalten – der Begriff selbst schien mir paradox. Wenn Lessing vom „garstigen, breiten Graben“ spricht, über den er nicht kommen könne, so bin ich schon verwirrt – worin genau besteht dieser Graben eigentlich, und was heißt es im streng logischen Sinn, zu sagen, dass man etwas glaubt?
Denn würde ich wirklich für wahr halten, dass zum Beispiel Jesus Christus auferstanden ist und zur Rechten Gottes sitzt, von wo er wiederkommt zu richten die Lebenden und die Toten, würde ich dann nicht sagen, ich weiß, dass es so ist? Was genau, so habe ich mich immer gefragt, meint jemand, der sagt, dass er dies zwar nicht weiß, aber doch glaubt? Meint er, dass einiges dafür spricht, dass es aber auch anders sein könnte? Durchaus nicht, denn als skeptischer Mensch habe ich diesen Vorbehalt ja auch gegenüber dem, was ich sicher zu wissen meine. Ich weiß, dass ich zurzeit in Berlin wohne und dass mein Sohn dreizehn Jahre alt ist, aber wenn mir nun einer entgegenträte und mich scharf fragte: „Wäre es theoretisch denkbar, dass du dich in beiden Punkten irrst?“, so müsste ich antworten: „Natürlich ist das denkbar, ich habe Demenzkranke gesehen, die nicht wussten, dass sie unter Demenz litten, ich könnte einer von ihnen sein.“
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