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Romanrezension : Nie vergessen, dass man weggehen kann

  • -Aktualisiert am

Andrea Scrimas autobiographischer Künstlerinnenroman führt eine in Deutschland lebende Amerikanerin zurück in die Vereinigten Staaten und zur Familie.

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          „Ich könnte nicht mehr in Amerika überleben“, hat Andrea Scrima gesagt. Trumps Amerika hat sie damit gemeint, aber ebenso ihre familiären Verhältnisse, die sie in zwei unverkennbar auto­biographischen Romanen (zunächst „Wie viele Tage“ und jetzt „Kreisläufe“) beschrieben hat. Ein Kunststipendium machte der Amerikanerin die Flucht nach Deutschland möglich: Sie lebt in Berlin und hat inzwischen die deutsche Staatsangehörigkeit erworben. Doch ihre Herkunft holt sie immer wieder ein und belastet sie mit Schuldgefühlen. Hätte sie nicht bei ihrer Familie bleiben und die jüngeren Geschwister vor der gewalttätigen Mutter beschützen müssen, die nicht nur ihre vier Kinder tyrannisierte, sondern auch ihren sanftmütigen Mann? Davon erzählt „Kreisläufe“.

          Eine Ausstellung der Installationen von Felice, der Protagonistin des Romans, in New York – Felice ist wie Andrea Scrima selbst bildende Künstlerin – ist der Anlass für einen Besuch in der alten Heimat. Vergeblich hat sie gehofft, es könnte dort seit ihrer Flucht besser geworden sein. Das Gegenteil ist der Fall. „Vergiss nicht, dass du wieder weggehen kannst“, hatte der Lebens­gefährte beim Abschied in Berlin gesagt. Doch vorerst taucht Felice in der Vergangenheit unter, erduldet die plötz­lichen Wutanfälle der Mutter und vergegenwärtigt sich schmerzhaft ihre Kindheit, indem sie das früher bewohnte Reihenhaus in Staten Island aufsucht oder ihre ehemaligen Arbeitsplätze bei Burger King und anderen Lokalen, wo sie schon als Fünfzehnjährige geputzt hatte, um unabhängig vom Elternhaus zu werden.

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