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Amazon : Wir drucken dann einfach eure Bücher nach

Der Kopf dieses Mannes verdeckt zwar den ersten Buchstaben seines Firmennamens. Das hindert Jeff Bezos und Amazon aber nicht daran, omnipräsent sein zu wollen. Bild: AFP

In England berichten Verleger von Vertragsverhandlungen mit Amazon, welche die Grundlagen des klassischen Verlagswesens erschüttern. Frankreich dagegen erlässt ein Gesetz, das Amazon dazu zwingt, Portokosten in Rechnung zu stellen.

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          Das britische Fachorgan „The Bookseller“ berichtet, dass Amazon derzeit mit mehreren Verlagen des Landes über neue Konditionen verhandle. Die Namen der betroffenen Häuser gibt „The Bookseller“ auf deren Bitten hin nicht bekannt, denn mit Amazon hat man es mit einem Verhandlungskontrahenten zu tun, der im Regelfall zugleich auch der größte Kunde ist: In Großbritannien wird mittlerweile die Hälfte des Buchhandels über den amerikanische Netzunternehmen abgewickelt.

          Andreas Platthaus
          Verantwortlicher Redakteur für Literatur und literarisches Leben.

          Neben den bereits in den Vereinigten Staaten (Hachette-Gruppe) und Deutschland (Bonnier-Konzern) laufenden Versuchen des Handelskonzerns, höhere Rabatte für E-Books durchzusetzen, sind es vor allem zwei neu erhobene Forderungen, die dabei alarmieren.

          Die erste Forderung lautet: Sollte ein Buch, das Amazon anbietet, beim Verlag nicht mehr lieferbar sein, will das Netzunternehmen das Recht eingeräumt bekommen, diesen Titel in eigener Regie als Print-on-demand-Ausgabe drucken zu lassen und an die Besteller auszuliefern. Über die einzuräumende Vergütung an den ursprünglichen Verlag für solche Teilenteignung gibt es keine Angaben; man darf aber sicher sein, dass dann ein größerer Teil des Gewinns bei Amazon verbleiben würde. Zudem würde die verlegerische Entscheidung über die Herstellung und den Vertrieb von Büchern damit teilweise auf Amazon übergehen. Damit würde der Konzern immer mehr Einfluss auf den Buchmarkt bündeln.

          Die zweite Forderung: Das amerikanische Unternehmen will laut „The Bookseller“  durchsetzen, dass die britischen Verlage dafür Sorge zu tragen haben, dass ihre Bücher nirgendwo billiger angeboten werden dürfen als bei Amazon, auch nicht auf den eigenen Websites. Auch das würde in die verlegerische Entscheidung etwa über die Makulierung eingreifen, speziell in Deutschland würde es den Antrag auf Aufhebung der Preisbindung berühren. Fortan hätte der Preis Gültigkeit, den Amazon für ein Buch festsetzt.

          Damit würde ein weiterer Handelsvorteil für Amazon geschaffen, nachdem der Konzern bereits seit langer Zeit Bücher ohne Portokosten zuzustellen pflegt und damit dem klassischen Buchhandel das Wasser abgräbt, den die Kunden eigens aufsuchen müssen, während Bücher von Amazon frei Haus geliefert werden.

          Das allerdings ist ihm jetzt in Frankreich durch ein eigens gegen die Marktmacht des amerikanischen Unternehmens gerichtetes Gesetz verboten worden. Im Senat nahm eine Regelung die letzte Hürde, nach der Portokosten fortan nicht mehr erlassen werden dürfen. Allerdings ist das Ausmaß, in dem diese Kosten auf die Kunden umgelegt werden müssen, in dem neuen Gesetz nicht festgeschrieben, so dass Amazon dabei zumindest Dumping betreiben könnte.

          Aber da auch in Frankreich eine Buchpreisbindung gilt, die dem Handel nur das Recht von bis zu fünf Prozent Preisnachlass für Kunden einräumt, ist jedes zusätzlich dazu in Rechnung gestellte Porto eine Preiserhöhung und damit ein Wettbewerbsnachteil für Amazon, das im großen Flächenland Frankreich durch seinen Gratis-Versanddienst bislang besonders erfolgreich war.

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